Sekundarschule statt abgelehnter Gesamtschule?

Am Freitag fällt die Entscheidung über die Gesamtschule. CDU und FDP lehnen ab.

Neuss. Die von CDU und FDP durchgesetzte Entscheidung, die Einrichtung einer vierten Gesamtschule abzulehnen und stattdessen eine Elternbefragung über eine Sekundarschule zu starten, schlägt hohe Wellen. Eine Sekundarschule — wenn denn von den Eltern gewünscht — könnte nicht schon zum nächsten Sommer an den Start gehen.

Für die Kinder, die wohl wieder in großer Zahl an den Gesamtschulen abgewiesen werden, bleiben als Alternative Gymnasien, Realschulen — und eine noch verbleibende Hauptschule.

Einen mahnenden Brief hat nach dem Beschluss im Schulausschuss die Rektorin der auslaufenden Hauptschule an der Gnadentaler Allee, Hannelore Weist, an die Ratsmitglieder geschrieben. Sie berichtet, dass allein an ihrer Schule eine ganze Klasse 7 mit „Rückläufern“ aus Neusser Realschulen gebildet wurde — Kinder mit Hauptschulempfehlung, die größtenteils an Gesamtschulen abgewiesen wurden, zur Realschule gingen und dann zur Hauptschule wechseln mussten.

„Die Fehlbeschulung nach der Klasse 4 rächt sich nach zwei für viele dieser Kinder qualvollen Jahren.“ Bleibe es beim Beschluss, werde den „Problemschülern“ der heutigen Erprobungsstufe das Recht auf adäquate Beschulung verwehrt. „Sie würden auf der Strecke bleiben“, schreibt Hannelore Weist.

Auch Maria Bienefeld, Rektorin der verbleibenden katholischen Maximilian-Kolbe-Schule, ist wütend. Dem Vernehmen nach gab es nach der Ausschusssitzung einen temperamentvollen Auftritt der Schulleiterin bei der CDU-Fraktion. Jetzt sagt sie: „Wir machen eine gute Arbeit an unserer Schule. Doch die Eltern wollen die Hauptschule als Schulform nicht mehr.“ Anmeldeverhalten, Befragungen und Abstimmungen in den Nachbarstädten zeigten: „Gewünscht wird die Gesamtschule — eine Schule, auf der alle Abschlüsse möglich sind“, sagt die Rektorin.

Wie es im Sommer weitergehen soll, mag sich Maria Bienefeld nicht vorstellen. „Als katholische Schule nehmen wir in erster Linie katholische Kinder auf. Es wird nicht für alle Anmeldungen reichen. Die anderen Kinder hängen in der Luft“, sagt sie.

Dem widerspricht CDU-Fraktionsvorsitzende Helga Koenemann, die den Beschluss verteidigt. „Wir haben das geprüft. Kein Kind wird im Regen stehen.“ Wichtig sei der Fraktion, die Eltern zu informieren und sie zu befragen. Warum die CDU dies nicht schon im Sommer beantragt hat? Sie sei erst seit Ende Oktober Fraktionsvorsitzende, sagt Koenemann, seitdem werde das Thema behandelt.

Am Freitag stimmt der Rat endgültig ab. Bürgermeister Herbert Napp (CDU), der der CDU eine ideologisch verbohrte Haltung unterstellt, erwartet im Frühjahr 250 bis 300 an den Gesamtschulen abgewiesene Kinder. „Wir werden natürlich die Schulpflicht aufrechterhalten. Aber nicht dem Elternwillen entsprechend.“

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