Schulleiterin ist Mädchen für alles

Petra Lehwalder leitet seit rund einem Jahr die Matthias-Claudius- Grundschule. Sie ist bei vielen Problemen die erste Ansprechpartnerin.

Schulleiterin ist Mädchen für alles
Foto: Tinter

Kaarst. Wer meint, der Alltag einer Schulleiterin sei strikt getaktet, irrt. „Mein geplanter Tag wird zu 50 Prozent in andere Richtungen gelenkt“, verrät Petra Lehwalder. Wenn Kollegen krankheitsbedingt ausfallen, sich ein Kind verletzt hat oder wenn Eltern, Behörden, Kollegen Fragen haben — meist ist sie es, die erste Ansprechpartnerin ist. Die 51-Jährige arbeitet seit rund 20 Jahren als Lehrerin an der Matthias-Claudius-Grundschule. Seit einem guten Jahr leitet sie die Schule.

PetraLehwalder, Schulleiterin

„Mein Beruf lebt von der Kommunikation“, so Lehwalder. „Zudem ist es eine Arbeit, bei der man unglaublich kreativ sein kann.“ Zwar unterliege ein Schuljahr bestimmten festen Abläufen — „vergleichbar mit einem Kirchenjahr“, so die Schulleiterin —, doch sei die Arbeit immens vielfältig. Pünktlich um 7.30 Uhr beginnt ihr Tag an der Schule. Zwölf Lehrer unterrichten dort 223 Schüler. Zwei Stunden Unterricht gibt sie im Schnitt täglich. Denn Grundschulleiter sind — im Gegensatz zu Leitern weiterführender Schulen — nicht freigestellt. „Ich gehe aber immer noch gerne in die Klassen. Zudem lerne ich dadurch auch alle Kinder kennen“, sagt sie. „Bis auf katholische Religion unterrichte ich alles.“

Spezialisiert ist sie durch ihr Studium für Lehramt an der Primarstufe auf Deutsch, Mathematik und Sachunterricht. Für das Fach Englisch hat sie sich später qualifiziert ebenso wie für evangelische Religion. Diese kann sie erst unterrichten, seit ihr die Vocatio erteilt worden ist — die kirchliche Unterrichtserlaubnis. „Bis letztes Jahr war ich noch Klassenlehrerin“, sagt Lehwalder. Doch seit sie Schulleiterin ist, gibt sie durchschnittlich neun Stunden pro Woche reinen Unterricht. „Die übrige Zeit verstehe ich mich vor allem als Schnittstelle.“ Ob Kollegen, Eltern, Erzieher, Vertreter weiterführender Schulen oder diverser Behörden — mit all jenen steht sie ebenso im Austausch wie mit Hausmeister oder Handwerkern, die an der Schule tätig sind.

Um ganz ungestört arbeiten zu können, geht sie in der Regel an einem Tag des Wochenendes ins Büro. „Dann finde ich die Ruhe für alle anderen Aufgaben“, erklärt sie. Dazu zählen Schulstatistiken, Vorbereitung für Ausschusssitzungen oder andere Berichte.

Besonders liege ihr am Herzen, die Schulentwicklung voranzutreiben und die Eltern einzubeziehen, so Petra Lehwalder. „Wir haben zum Glück eine sehr aktive Elternschaft“, sagt sie. „Schule lebt davon, von vielen mitgetragen zu werden.“ Es gebe doch dieses Kirchenlied „Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt“, sagt sie und überträgt den Vergleich auf ihren Schulalltag: „Auch bei uns gibt es ganz viele Teams, die ohne hierarchisches Denken zusammenarbeiten.“

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