Schulen zweifeln an Hightech-Tafeln

Alle Einrichtungen in Dormagen sollen eine Tafel erhalten. Viele Schulleiter wünschen sich zunächst vernünftiges WLAN.

Schulen zweifeln an Hightech-Tafeln
Foto: Tinter

Dormagen. Werden in Dormagen Fördergelder in Schulen an der richtigen Stelle ausgegeben? Darüber wird diskutiert und die Meinungen gehen auseinander. Es geht um die geplante Einführung von digitalen Tafeln an allen Schulen. Ein High-Tech-Projekt, dessen Umsetzung anfangs auf zwei Millionen Euro geschätzt wurde und mit Mitteln aus dem Förderprogramm „Gute Schule 2020“ bestritten werden soll. Zwar wurde dieses Programm auf eine Tafel pro Schulstandort abgespeckt, Kritiker haben dennoch Zweifel an der Sinnhaftigkeit. Einer von ihnen ist Axel Frieling von der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule. Der Didaktische Leiter weist auf das schuleigene Medienkonzept hin und sagt: „Für uns wäre es viel wichtiger, erst einmal die Schule mit WLAN-Routern, sogenannten Access Points auszurüsten. Ich habe das Gefühl, jetzt ist viel Geld vorhanden, das ausgegeben werden muss.“

An zwei Schulen werden diese XXL-Flachbild-Fernseher getestet, die fast alles können und Beamer und Overhead-Projektoren vergessen machen: Salvator-Grundschule und Bettina-von-Arnim-Gymnasium. Dort ist man bislang sehr zufrieden. „Wir sind begeistert von der Technik, da sie vielfältige Anforderungen erfüllen kann“, sagt BvA-Direktor Theodor Lindner.

Dass diese digitalen Tafeln vieles können, bestreitet Axel Frieling nicht, er zielt in eine andere Richtung: „Es sollten erst einmal andere Dinge umgesetzt werden und beispielsweise ipads oder Tablet und Rechner für alle Schüler angeschafft werden.“ Um die gesamte Schule zu vernetzen und dafür dringend notwendige WLAN-Router anzuschaffen, wären, schätzt der Pädagoge, rund 20 000 Euro nötig. Er wünscht sich auch, die neue Hightech-Tafel dort zu testen, wo es Vorbehalte gibt — an der Gesamtschule. Die Testphase sollte seiner Meinung nach zwei Jahre laufen und „dann in einem demokratischen Prozess entschieden werden. Ob wir die Tafel haben wollen, danach werden wir nicht gefragt.“

Herbert Kremer, Leiter des Leibniz-Gymnasiums, wünscht sich, eine solche Tafel auch an seiner Schule ausprobieren zu können, „um zu sehen, ob es sich lohnt und diese Tafel ihren Zweck erfüllt“. Kein abschließendes Meinungsbild gibt es an den Grundschulen, sagt Renate Zündorf, die im Schulausschuss Sprecherin dieser Schulform ist. „Im Februar diskutieren wir bei einem Treffen der Grundschulen darüber.“ Sie erklärt, dass aus Sicht der Grundschulen der Schwerpunkt auf Anschaffung mobiler Endgeräte liegen soll, „daher haben wir uns dafür ausgesprochen, nur eine digitale Tafel pro Schule anzuschaffen.“ Für den NRW-Medienpass, müssen die Schulen diverse Kompetenzen nachweisen, dazu gehört auch die Digitalisierung, aber nicht ausdrücklich die Hightech-Tafel. Zündorf: „Ohne vernünftiges WLAN brauchen wir die Tafel nicht.“ Dieser Zustand sei an vielen Schulen „ausbaufähig“, sagt sie, „das weiß die Stadt und hat versprochen, daran zu arbeiten“.

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