Schulen wollen Kopfnoten zurück

Viele Schulen bedauern die Abschaffung der umstrittenen Zensuren.

Neuss. Die Kopfnoten werden als unglückliches Kapitel in die Schulgeschichte des Landes eingehen. Erst gab es bei der Einführung durch die schwarz-gelbe Regierung einen Aufschrei von Lehrern und Eltern, jetzt haben SPD und Grüne die Zensuren zu Arbeits- und Sozialverhalten zum Halbjahr eingestellt — und wieder ist das Unverständnis groß.

„Wir bedauern es, dass die Kopfnoten wieder abgeschafft wurden“, sagt Heinz Malczewski, Rektor der Christian-Wierstraet-Realschule. An seiner Schule habe es in der ganzen Zeit nur einen einzigen Widerspruch gegeben. „Die Schüler wussten immer, warum sie die Note bekommen“, sagt er. Viele hätten die zusätzlichen Zensuren als Möglichkeit verstanden, Pluspunkte für eine Bewerbung zu sammeln.

Um engagierte Schüler durch den Wegfall der Noten „Leistungsbereitschaft“, „Zuverlässigkeit/Sorgfalt“ und „Sozialverhalten“ nicht zu benachteiligen, sollen deren gute Leistungen künftig in einer schriftlichen Bemerkung auf dem Zeugnis zum Ausdruck gebracht werden.

An der Maximilian-Kolbe-Schule wird demnächst sogar in der Schulkonferenz darüber diskutiert, ob die sonstigen Bemerkungen nicht gänzlich einen Ersatz für die Kopfnoten darstellen könnten. Denn auch an der Hauptschule habe sich das System bewährt. Schulleiterin Maria Bienefeld sagt: „Wir stellten fest, dass die Kopfnoten einen positiven Einfluss auf das Verhalten der Schüler hatten.“ Es sei allerdings zunächst schwer gewesen, einheitliche Kriterien für die Benotung zu finden. Um so ärgerlicher sei nun die Abschaffung.

Andrea Knopper, Rektorin der Albert-Schweitzer-Grundschule, ist von dem Hin und Her ebenfalls nicht begeistert: „Bei den Kopfnoten hat sich in jedem Jahr etwas geändert. Das hat ganz schön Unruhe hervorgerufen.“ Am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium hatte man sich inzwischen an das neue System gewöhnt, so der stellvertretende Leiter Björn Abramson. Auch hier wolle man künftig zu den sonstigen Bemerkungen greifen, um das soziale Verhalten der Schüler abzubilden.

Dass künftig nur noch diese Möglichkeit bleibt, bedauert IHK-Geschäftsführer Frank Lorenz. „Die Bemerkungen sind an keine bestimmte Form gebunden“, sagt er. Die Kopfnoten seien eine Chance für Schüler mit unterdurchschnittlichen Noten gewesen. Viele Betriebe setzten bei den schulischen Leistungen zwar Mindestanforderungen, doch entscheidend sei oft der persönliche Eindruck.

Das kann auch Paul Neukirchen, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, bestätigen. Entscheidend sei der Eindruck beim Vorstellungsgespräch. Er sagt daher: „Kopfnoten waren hilfreich, aber erfahrene Handwerker haben ihnen sowieso nicht immer trauen können.“ Außerdem bleibe ein Indikator für die Leistungsbereitschaft der Bewerber weiter bestehen: die unentschuldigten Fehlstunden.

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