Schul-Wettbewerbe fördern die Kreativität

Dormagener Gymnasien sind jedes Jahr an verschiedenen überregionalen Projekten beteiligt.

Dormagen. Vom Klassiker „Jugend forscht“ bis hin zur Hip-Hop-Darbietung im Sinne der Suchtprävention: Wettbewerbe, Projektwochen und Förderprogramme haben heute einen festen Platz im Lernalltag an Dormagener Schulen. In welcher Weise profitieren Schüler davon und wie viel Arbeit steckt dahinter, bis Fördergelder fließen?

Petra Hiller ist Studienrätin und betreut am Leibniz-Gymnasium (LGD) Wettbewerbe im naturwissenschaftlichen Bereich. Seit 2016 ist das Hackenbroicher Gymnasium MINT-freundliche Schule, legt also einen Schwerpunkt auf Bildung in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. „Wettbewerbe sind eine Säule in unserem MINT-Konzept“, erklärt Hiller. Sie unterscheidet zwischen „niedrigschwelligen Angeboten“, die generell dazu geeignet sind, „junge Menschen für Naturwissenschaften zu interessieren“, und jenen „für Naturwissenschafts-Begeisterte, die mehr Futter brauchen.“ Gängig unter den Mathe-Contests ist der Känguru-Wettbewerb, an dem sich 2017 über 900 000 deutsche Schüler der Stufen drei bis 13 beteiligten. Nur eines von vielen Beispielen, sagt Hiller, „am Leibniz nimmt grundsätzlich jeder Schüler der Sekundarstufe eins wenigstens einmal im Jahr an einem Wettbewerb teil“. Das Mausefallenrennen etwa, bei dem aus besagter Vorrichtung kleine Fahrzeuge ertüftelt werden, ist eine Initiative der Bezirksregierung und am LGD fest im Physik-Lehrplan für die achten Klassen verankert. Vertiefter wird es beim Wettbewerb „Invent a Chip“. Oberstufenschüler lernen dort das Design von Mikrochips und entwickeln digitale Lösungen für den Alltag. 2017 platzierte sich das Leibniz-Gymnasium gleich zweifach. Unter anderem mit Untersuchungen im Bereich der Quantenkryptografie, die auch bei „Jugend forscht“ und von der Bayer-Stiftung ausgezeichnet wurden. Hiller betont, dass Wettbewerbe viel Engagement der Lehrkräfte voraussetzen.

Schul-Wettbewerbe fördern die Kreativität
Foto: Anja Tinter

Ganz ähnliche Erfahrungen schildert Ina Hohn, die am Bettina-von-Arnim-Gymnasium Deutsch und Physik unterrichtet. „An einem Förderantrag sitze ich ein halbes Jahr lang fast jedes Wochenende“, erzählt die 37-Jährige.

Nathalie Zerulla, Chemielehrerin am Norbert-Gymnasium

Sie nutzt Wettbewerbe primär zum Einwerben von Geldern, mit denen Ideen im Unterricht umgesetzt werden können. Das Thema Elektrizität erarbeiteten sich ihre Schüler zum Beispiel mit der Herstellung von leuchtenden Schuhen. Der Chemie-Konzern Lanxess gab dafür 8000 Euro. Mit dem Geld, sagt Ina Hohn, lässt sich genug Material kaufen, um das Thema von der fünften Klasse bis zur Q1 zu bearbeiten. Die Frage von Schülern im Unterricht, ob man Klimaänderungen in der Atmosphäre eigenständig messen könnte, war der Beginn des Wetterballon-Projektes am BvA. Ohne Wettbewerbe und Förderprogramme wäre Unterricht in den MINT-Fächern sehr viel theoretischer. Den Schulen, insbesondere den städtischen, fehlen oft die Mittel für kreative Tüfteleien. Stiftungen, Branchenverbände, Ministerien und auch die Industrie werden oft mit ins Boot geholt. Die gut 4000 Liter Helium-Gas für den Wetterballon etwa gab das französische Unternehmen Praxair aus dem Chempark.

Essay-Wettbewerb, Diercke-Erdkunde-Wettbewerb, der Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten, Hip-Hop- und Vorlesewettbewerb — auch am Norbert-Gymnasium ist die Liste der erfolgreichen Beteiligungen lang. Der Fachunterricht biete den Schülern selten Möglichkeit, sich zu entfalten, ergänzt die Chemielehrerin Nathalie Zerulla, „und kreative Kompetenzen gehen verloren, wenn man sich straff an den Lehrplan hält.“ Gerade deshalb seien Projekte, die im Rahmen von Förderprogrammen oder Wettbewerben umgesetzt würden, oft „Sternstunden“ für Schüler und Lehrer. „Die Kinder“, so Zerulla, „sind supermotiviert, auch solche, die im Fachunterricht nie auffallen.“

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