Schüler bewerben sich als Minister

Zwei Schülerminister werden zur Landtagswahl gesucht. Ideen haben die Kandidaten bereits viele.

Neuss. Das Rheinland sucht zwei Schülerminister. Abgeordnete aus drei Neusser Schulen sind als Kandidaten nominiert und haben ihre Wahlbotschaften als Video ins Netz gestellt. Doch wenn ab dem kommenden Freitag an den Schulen die „Wahllokale“ öffnen, können die beiden Kandidaten des Berufsbildungszentrums (BBZ) an der Weingartstraße nicht unbedingt mit Stimmen aus dem Gymnasium Norf rechnen.

Sie spitzen ihre Botschaft auf die Forderung nach einer Gesamtschule für alle zu — und das geht Susanna Joecks und Thorben Laprell zu weit. „Wir fordern eine Aufwertung aller Schulabschlüsse“, sagt Laprell, der sich gegen eine Einheitsschule ebenso ausspricht wie gegen die „Abiturisierung“ von immer mehr Berufsfeldern.

Susanna Joecks, Schülerin

Rund 50 Schulen im Rheinland haben sich von der Idee des Projektes „Deine Stimme zählt“ begeistern lassen, Landespolitiker mit ihren Erwartungen an die Politik konfrontieren zu können. Aber auch die Lehrer unterstützen das Vorhaben. Marion Werner vom BBZ spricht von einer „Alternative zum Frontalunterricht“ während Peter Nagel (Marie-Curie-Gymnasium) das selbstständige Arbeiten der Schüler bemerkenswert fand. Andreas Kroener, der das Projekt in Norf mit zwei Kursen im Fach Sozialwissenschaften anging, hofft wiederum auf eine Langzeitwirkung: „Wir wollen die Urteilskompetenz fördern und die Schüler motivieren, sich politisch zu engagieren.“

Und was sind die Themen? Susanna Joecks und Thorben Laprell haben sich da breit aufgestellt. „Wir wollen ein Kilometerticket einführen, das die unübersichtlichen Tarife im ÖPNV ersetzt“, sagt Joecks. Dem würde Laprell gerne ein Jugendticket zur Seite stellen: „Mit unserem Schokoticket kommt man nicht weit, das ist zu regional.“ Beide wollen eine differenzierte Schullandschaft, aber in diese ein Fach einführen, das auf das alltägliche Leben vorbereitet. „Lebenskunde“, sagt Laprell. Umweltbildung ab dem Kindergartenalter und eine breite Sportförderung runden ihr Profil ab. Maxim Chalotra und Myrvete Mustafi vom „Curie“ setzen die Themenfelder Bildung, Familie und Integration dagegen. In der Innenstadt, so ihre Forderung, müssten Orte der Begegnung entstehen.

Die Programme stehen, jetzt beginnt der Wahlkampf der Schulen untereinander — ganz modern auf Youtube im Internet.

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