Rheinwerk: keine Lösung für die Aluminiumschmelze in Sicht

Die Ungewissheit wächst, über 650 Mitarbeiter hängen weiter in der Schwebe. Seit Dezember warten sie darauf, dass die EU-Kommission den Zuschuss für stromintensive Industrien bewilligt und dem Vorschlag der Bundesregierung zustimmt.

Rhein-Kreis Neuss. Auch wenn die Aluminiumindustrie langsam wieder Tritt fasst, sehen die Aussichten für das Neusser Rheinwerk düster aus. Noch immer gibt es kein Signal aus Brüssel oder Berlin, das den Fortbestand der zum norwegischen Hydro-Konzern gehörenden Aluhütte sichern könnte. "Irgendwann muss man wissen, wie es weitergeht", stellt Hydro-Sprecher Michael Peter Steffen ernüchtert fest.

Seit Januar 2009 ist die Produktion in der Aluminiumschmelze heruntergefahren, 374 Öfen sind eingemottet, 100noch in Betrieb. Die Rheinwerker sind seit Februar 2009 in Kurzarbeit, theoretisch könnte bis 2011 weiter "kurz" gearbeitet werden. In den vergangenen Monaten habe sich der Stellenabbau im Rahmen von normalen Fluktuationen bewegt, sagt Steffen.

Doch die Ungewissheit wächst, über 650 Mitarbeiter hängen weiter in der Schwebe. Seit Dezember warten sie darauf, dass die EU-Kommission den Zuschuss für stromintensive Industrien bewilligt und dem Vorschlag der Bundesregierung zustimmt. Die von der Regierung zugesagte Entlastung soll 40 Millionen Euro betragen. Offenkundig will Brüssel diese Zusagen aus Berlin immer noch nicht genehmigen.

Die von der EU erst ab 2013 beschlossenen Kompensationen für die CO2-Kosten im Strompreis kommen zu spät. Wird das Entlastungspaket nicht genehmigt, scheint eine Schließung unausweichlich. "Allmählich wird es merkwürdig und auch immer schwieriger, diese Hängepartie den Mitarbeitern zu vermitteln", meint Steffen verzagt.

"Wir vertrauen nicht darauf, dass es noch zu einer akzeptablen Lösung kommt. Man muss warten, erst dann kann man genau wissen, ob es noch eine Perspektive gibt."

Die ersehnten positiven Neuigkeiten bleiben bisher aus, die Unruhe wächst. Ungehört blieb auch der Protest der Belegschaft vor knapp einem Monat. 350Rheinwerker pfiffen sich in Brüssel den Frust von der Seele, demonstrierten für mehr Wettbewerbsgleichheit in Europa und übergaben eine Petition. "Wir haben ein kleines Büro in Brüssel, fragen beim Bundeswirtschaftsministerium immer wieder nach, ob sich etwas tut", sagt Steffen.

Obwohl es am Markt wieder besser aussehe, seien die hohen Stromrechnungen immer noch eine enorme Belastung für die Geschäftsentwicklung: "Man steckt zwischen Baum und Borke", so Steffen.

Die Preise für das Aluminium seien zwar wieder leicht gestiegen, steigende Lagerbestände machten dem Unternehmen aber weltweit zu schaffen. "Millionen Tonnen Bestände sind immer noch da, keiner weiß, wann sie auf den Markt gebracht werden."

Die komplette Lieferkette im Rhein-Kreis Neuss leidet unter der Situation. Denn inklusive der Verarbeitung sind im "magischen Dreieck" der Aluminiumproduktion - Hydro, Alunorf in Neuss und das Walzwerk Grevenbroich - bis zu 5000 Beschäftigte betroffen. Lichtblick: Im Grevenbroicher Walzwerk wird wieder voll gearbeitet.

Anfang Mai hat Hydro sein neues Werk in Katar in Betrieb genommen. Es produziert kostengünstig, beliefert neue Märkte wie die Golfregion oder die Türkei mit Aluminium.

Kräftig zugekauft hat Hydro auch in Brasilien und dort den Mischkonzern Vale übernommen, mit dem Rohstoffe dauerhaft gesichert sind.

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