Rhein-Kreis Neuss: Wählen, essen und feiern

Die Wahl fiel schwer: Drei Stadtfeste im Rhein-Kreis Neuss lockten mit viel Musik, Leckerbissen und offenen Geschäften.

Rhein-Kreis Neuss. Wählen gehen und feiern, das ging am Wochenende im Rhein-Kreis Neuss gleich in drei Städten: beim Neusser Hansefest, beim City-Herbst in Grevenbroich und auf dem Michaelismarkt in Dormagen.

Kurz nach 11 Uhr am Sonntag: Es herrscht Katerstimmung auf dem Markt. Hier und da schlendern ein paar Menschen über den Platz. Dabei ist Tag 2 des 21. Hansefestes bereits seit einer guten Stunde eröffnet.

Dass von den sprichwörtlichen frühen Vögeln am Sonntag recht wenig zu sehen war, mag wohl daran liegen, dass die späten am Vorabend für reichlich Stimmung sorgten: Die Band De Albatrosse heizte dem Publikum kräftig ein.

Quantitativ etwas zu bieten hat das Fest vor allem in genießerischer Hinsicht. Seite an Seite reihen sich am Büchel und an der Niederstraße Buden, die keine kulinarischen Wünsche offen lassen. Von asiatischem Allerlei über schwäbisches Bauernbrot, Crêpe bis hin zur klassischen Fest-Bratwurst ist eigentlich alles zu finden. Und außerdem? Stände mit Tierfellen, Portmonees oder Namensschildern.

"Also Qualitätsware habe ich hier eigentlich noch keine gesehen", meint Martina Groth aus Kaarst. Zudem habe das Ganze "irgendwie Trödelmarkt-Flair". Gekommen sei die Besucherin vor allem wegen des verkaufsoffenen Sonntags. "Die Läden müssten eigentlich früher öffnen", findet auch Rolf Kriegel. Ansonsten hält der Holzheimer das Hansefest noch immer für eine Bereicherung für die Stadt. "Erst waren wir im Wahllokal und dann sind wir hierher gekommen."

Zwei Stunden später herrscht Leben auf den Straßen. Die Tanzschulen zeigen Rumba, Salsa, Discofox und Co. Schließlich kommt Catwalk-Feeling auf: Auf dem Hansefest wird eine ganz besondere Kandidatin gesucht: das Neusser Top-Model 2009.

Familien kamen am Wochenende voll und ganz auf ihre Kosten. Zum City-Herbst strömten Jung und Alt bei strahlendem Sonnenschein in die Innenstadt. Die Cityfeste haben sich im Laufe der Zeit etabliert und locken immer mehr Besucher an. Um den Gästen mehr Abwechslung bieten zu können, wird das Programm von Mal zu Mal überarbeitet und durch Anregungen der Besucher ergänzt.

Neben kulinarischen Leckereien, waren diesmal auch viele Einzelhändler vertreten. Unter ihnen Thomas Kronenberg aus Rommerskirchen. Er betreibt einen Schlacht- und Molkereibetrieb. Den Besuchern seines Standes erklärt er die Zusammenhänge von qualitativ hochwertigem Fleisch und richtiger Fütterung. Seine Begleitung, zwei kleine Kälbchen, erregten vor allem die Aufmerksamkeit der jüngeren Besucher. Für Kinder, denen Kühe weniger am Herzen liegen, gab es andere zahlreiche Möglichkeiten, sich auf dem Fest zu vergnügen. Sei es durch Ponyreiten, Kickboard fahren oder basteln.

Im Montanushof stand am Sonntag alles im Zeichen des Oktoberfestes. Wer auf der klassischen Biergarnitur Platz nahm, konnte sich mit zünftigen bayerischen Spezialitäten verwöhnen lassen. Die Bierrutsche bot Besuchern die Möglichkeit, ein kühles Bier gratis zu genießen. Beim Versuch den Krug über die Theke bis an die Freibiermarkierung zu schieben, scheiterte allerdings so mancher.

Anders als im vergangenen Jahr gab es keine Automeile mit Neuwagen mehr. Stattdessen boten zirka 80 Aussteller am Sonntag auf dem oberen Parkdeck des Montanushofes ihre Gebrauchtwagen an. Für gute Stimmung sorgten vor allem die Künstler, die mit ihrem Unterhaltungsprogramm durch die ganze Stadt zogen. Das Quartett The Four Shops demonstrierte zum Beispiel, dass man zum Musik machen nicht viel mehr als einen herkömmlichen Einkaufswagen benötigt. Der ist durchaus groß genug, um darin einen Drummer inklusive seines Schlagzeugs sowie Boxen und Verstärkern zu platzieren.

Viele Besucher nutzen den verkaufsoffenen Sonntag, um Besorgungen zu machen, die unter der Woche zeitlich nicht zu schaffen waren oder um einfach gemütlich durch die Geschäfte zu bummeln. So wie Susanne Kreutz: "Als berufstätige Mutter von drei Kindern komme ich sonst eigentlich nie dazu, einen Stadtbummel zu machen. Von mir aus könnte es solche Veranstaltungen ruhig öfter geben."

Die "Party des Jahres" sollte am Samstagabend vor dem Alten Rathaus steigen. Das Ring-Center feierte sein zehnjähriges Bestehen und hatte alles in der Farbe Lila gehalten. Auf der Bühne zeigte die Gruppe Sixpack eine Tanzshow, ehe The Ghost Riders mit ihren Rock-Oldies das Kultfestival "Woodstock" wieder aufleben ließen. Drumherum zeigte der traditionelle Michaelismarkt der Werbegemeinschaft Stadt Dormagen (WSD) am Samstag sowie am verkaufsoffenen Sonntag sein gewohntes Bild.

Auf der Kö stellten Handwerker und Sportzentren ihre Dienstleistungen vor, Schmuck und Textilien wurden zum Kauf angeboten. Für das leibliche Wohl sorgten Gegrilltes, spanische Paella, Maronen, Crêpes oder Waffeln. Auf dem Weg zum Kö-Kinderland konnten die Besucher vor dem neuen Rathaus bunt verzierte Kühe "weiden" sehen. Eine Auswahl der tierischen Kunstwerke wurden im Rahmen des City-Projekts "Expedition Dormagen - Die Kühe kehren zurück" am Sonntag auf der Bühne versteigert. Das weitere Programm gestalteten neben örtlichen Vereinen die Zauberhexe "Magica Natalià" und der Jazz-Entertainer Sascha Klaar.

Vor der Stadtbücherei am Marktplatz gab es reichlich Lesestoff aus zweiter Hand, auf der Nettergasse hatten sich Kinder mit ihren ausrangierten Spielsachen ausgebreitet. Für den guten Zweck trödelte die Ortsgruppe der Deutschen Knochenmarkspenderdatei. "Wir haben bei Verwandten und Freunden gesammelt und bei uns selber zu Hause ausgemistet", berichtete Jörg Hofheinz. Während um manchen Preis gefeilscht wurde, versuchten die Aktiven, ihre Käufer für eine Typisierung zu sensibilisieren.

Über regen Zuspruch freuten sich Anne Wansert-Engel und Karl-Heinz Engel. Das Ehepaar lud zur Kostprobe von 19 Senfsorten aus der historischen Senfmühle von Guido Breuer in Monschau ein. "Der Renner ist die Mischung Honig mit Mohn", sagte Engel. "Er passt gut zu Weißwurst, Käse, Kasler und als Salatdressing." Obwohl die beiden ihren Stand direkt vor einer Metzgerei hatten, wollte niemand gleich mit einer Wurst dippen.

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