„Radwege spielen eine große Rolle“

Seit einem Jahr ist Ulrike Nienhaus Bürgermeisterin. Handlungsbedarf sieht sie bei den Themen Mobilität und Wohnraum.

„Radwege spielen eine große Rolle“
Foto: Anja Tinter

Kaarst. Seit zwölf Monaten ist Ulrike Nienhaus im Amt. Im Gespräch lobt die Kaarster Bürgermeisterin die Bewältigung der Flüchtlingsunterbringung. Für die Zukunft sind ihr Mobilität, Bildung und Integration wichtige Themen. Schwierig bleibt die Haushaltslage.

Sie sind leidenschaftliche Hobbygärtnerin. Was konnten Sie in diesem Jahr ernten?

Ulrike Nienhaus: Hauptsächlich Tomaten und Äpfel.

Und was sind die Früchte, die Sie nach Ihrem ersten Jahr als Bürgermeisterin ernten konnten?

Nienhaus: Es gibt vieles, das wir auf den Weg gebracht haben. Ich bin ja nicht alleine als Bürgermeisterin, sondern kann mich auf ein sehr gutes Team stützen. Das Wichtigste, das wir in diesem Jahr geschafft haben, war die Unterbringung der Flüchtlinge — dass wir ihnen gute Unterkünfte bieten und diese auch weiter gestalten konnten. Das Thema Integration haben wir bisher gemeinsam gut bewältigt. Nun gilt es jedoch, für die Neu-Kaarster auch Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen. Eine große Hilfe war und ist auch das vorbildliche ehrenamtliche Engagement vieler Menschen.

Ist der Job als Verwaltungschefin komplizierter als gedacht?

Nienhaus: Nein, er ist in vielen Teilen positiver, als ich ihn mir vorgestellt habe. Ich mag es, unterwegs zu sein und die Kontakte mit den Menschen zu pflegen. Sie kommen auf mich zu und erzählen mir von ihren Sorgen und Wünschen und geben Anregungen. Dass der Job zeitaufwendig ist, das konnte ich mir vorstellen.

Sie sind passionierte Radfahrerin und viel in der Stadt unterwegs. Wo sehen Sie während Ihrer Touren Handlungsbedarf?

Nienhaus: Es gibt verschiedene Bereiche. Zum einen haben wir eine große Nachfrage bei Wohnungen und Eigenheimen, sowohl bei Familien als auch bei Alleinstehenden. Da brauchen wir weitere Entwicklungen — an der Römerstraße in Büttgen entstehen schon die ersten Bauten. Das Baugebiet an der Karlsforster Straße ist in der Entwicklung. Auch an der Danziger Straße geht es weiter.

Sie betonen immer wieder das Thema Mobilität.

Nienhaus: Ja, da spielen vor allem die Radwege eine große Rolle. Es gibt noch Potenzial in Kaarst. Auf der alten Heerstraße ist kürzlich ein neuer Radweg entstanden, auch der Radweg an der Neusser Straße ist ein großes Thema. Ich hoffe, dass wir dort mit Straßen NRW im nächsten Jahr weiterkommen. Auch die Anbindung der Ortsteile an Bus und Bahn ist eine wichtige Aufgabe für die Zukunft, um die Pendler zu entlasten. Zudem sehe ich in der wirtschaftlichen Entwicklung einen Schwerpunkt. Ikea ist das Schlagwort im Gewerbegebiet Kaarster Kreuz — aber auch andere Firmen haben sich dort bereits angesiedelt und es gibt weitere Nachfragen. Wir haben bewusst unsere Wirtschaftsförderung gestärkt.

Eine Stärkung könnte auch der städtische Haushalt verkraften. Die Zahlen sehen nicht positiv aus. Bereitet Ihnen die Lage schlaflose Nächte?

Nienhaus: Es berührt mich schon stark, dass wir hier in so eine Situation kommen. Wir haben es über Jahre stets geschafft, den Haushalt auszugleichen, so dass wir nicht in die Haushaltssicherung gekommen sind — auch durch den Verkauf von Grundstücken. Aber jetzt geht es wirklich darum, strukturell Punkte aufzugreifen, um auch auf Dauer einen ausgeglichenen Haushalt zu erreichen. Darum war es mir auch wichtig, Anfang des Jahres eine Lenkungsgruppe Haushaltskonsolidierung einzusetzen, um Einsparpotenziale und Entlastungen für den Haushalt zu ermitteln. Erste Ergebnisse liegen vor. Nun gilt es, den Weg konsequent fortzusetzen.

Eine Überlegung ist, die freiwilligen Mittel zu kürzen. Eine Entscheidung, die unter anderem bei den Sportvereinen Unmut auslöste.

Nienhaus: Wir haben in diesem Jahr — durch die vielen Sperrvermerke im Haushalt — mit allen Gruppierungen gesprochen, die freiwillige Zuschüsse der Stadt Kaarst erhalten. Das waren natürlich keine einfachen Gespräche, denn es ist mir sehr wichtig, dass wir ein breitgefächertes Sport- und Kulturangebot haben. Davon lebt die Stadt. Trotzdem müssen wir prüfen, wie wir uns so aufstellen können, dass wir zukunftssicher arbeiten können.

Setzen Sie sich konkret mit der Haushaltssicherung auseinander?

Nienhaus: Wir haben uns ganz konkret damit auseinandergesetzt. Wir haben einen Haushaltsentwurf eingebracht, der auch bei uns in der Verwaltung Einsparungen beinhaltet. Auch das muss man sehen. Auf der anderen Seite enthält der Haushaltsentwurf auch Steuererhöhungen. Das Gesamtpaket würde helfen, nicht in die Haushaltssicherung zu gehen. Aber wir müssen die Beratungen abwarten. Am Ende entscheidet die Politik.

Welche Ziele möchten Sie in einem Jahr erreicht haben?

Nienhaus: Wichtig ist mir, dass wir eine klare Entscheidung zum Thema Schule haben, sprich Zügigkeit der Gesamtschule und auch Aussagen zur Entwicklung der Gebäude. Auch die Frage, wie wir zur Realschule stehen, muss beantwortet werden. Auch mit dem integrierten Entwicklungs- und Handlungskonzept für die Innenstadt von Kaarst muss es weitergehen. Wir wollen ein Konzept vorlegen, damit wir auch Mittel für die Städtebauförderung in Anspruch nehmen können. Wichtig ist jedoch nicht nur eine Entwicklung der Innenstadt, sondern auch die Stärkung der Ortsteile. Und schließlich ist die Entwicklung der Gewerbegebiete eine große Herausforderung.

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