Politik trifft auf Weihbischof

Weihbischof Domenikus Schwaderlapp traf bei seiner Visitation auch mit Kommunal-Politikern zusammen.

Politik trifft auf Weihbischof
Foto: Lothar Berns

Grevenbroich. Die Katholische Kirche in Grevenbroich und die Stadt befinden sich beide im Strukturwandel, stehen vor Veränderungen. „Strukturwandel“ war auch Thema beim Treffen von Weihbischof Dominikus Schwaderlapp und anderen Geistlichen mit Bürgermeister Klaus Krützen und anderen Politikern. „Ein fruchtbarer Dialog“, sagte der Weihbischof am Ende der anderthalbstündigen Diskussion.

Eine Woche lang ist der 49-Jährige im Seelsorgebereich Elsbach/Erft zu der alle sechs Jahre anstehenden Visitation unterwegs. Ziel ist es, Pfarrleben und Menschen kennenzulernen, Kontakt zu halten, im Glauben zu ermutigen. Unter anderem den Elsener Tisch, der Bedürftige mit Lebensmitteln versorgt, und das Caritas-Kaufhaus hat der Weihbischof bereits kennengelernt. Im Gottesdienst gestern in St. Peter und Paul rief er Kinder nach vorn, erläuterte ihnen Mitra und andere Insignien. Ein Schwerpunkt beim Besuch sind Gespräche mit Seelsorgern und Kirchengremien. Eine „gute Stimmung“ und engagierte Menschen habe er vorgefunden. „Probleme werden offen angesprochen“, so sein Zwischenfazit. Klar ist: Strukturen in der Kirche wandeln sich.

Die vier Seelsorgebereiche in Grevenbroich und Rommerskirchen werden zunehmend kooperieren. „Es herrscht Aufbruchstimmung, aber es gibt auch Unsicherheit“, beobachtet Schwaderlapp: Nicht nur die Mitarbeiter seien in dem Prozess gefragt, jeder Gläubige sei aufgerufen, an Kirche mitzuwirken. Die „Liebe zum Ort“ sei gut, „aber wir dürfen nicht um den Kirchturm kreisen“, erklärte Schwaderlapp angesichts größer werdender Strukturen. „Viele erkennen, dass wir gemeinsam manches erreichen, das jeweils vor Ort nicht möglich ist“, so Diakon Manfred Jansen.

Wolfgang Kaiser, CDU-Fraktionschef

Aufbruchsstimmung und Unsicherheit — beides gibt es auch in dem Strukturwandel, den Bürgermeister Klaus Krützen beim Treffen im Rathaus als eine der großen Herausforderungen für Grevenbroich bezeichnete.

Im Oktober geht das Kraftwerk Frimmersdorf in Reserve, die Stadt muss sich zudem auf eine Zeit ohne Braunkohle vorbereiten. „Um Strukturbrüche zu vermeiden, brauchen wir Zeit — und wir brauchen nicht Forderungen für ein möglichst schnelles Ende des Tagebaus“, mahnte Landtagsabgeordneter Rainer Thiel (SPD). Der Weihbischof sprach von nachvollziehbaren Gründen. „Wir leben in einer postfaktischen Zeit, gute Gründe werden im Populismus aufgelöst. Wir müssen den Menschen Wahrheiten zumuten“, sagte er. Deutlich wurden auch Wünsche von Politik an Kirche. „Wir brauchen ihre Unterstützung, etwa beim Erhalt von Einrichtungen“, erklärte CDU-Fraktionschef Wolfgang Kaiser. Ein Wunsch von Willibert Müller (ABG): „Wir möchten wissen, wie es mit Kirchen in Allrath und Barrenstein und anderen Immobilien weitergeht.“

2016 war die Schließung der Gotteshäuser zur Kostensenkung diskutiert worden. Schwaderlapp formulierte abschließend eine Forderung, die für Kirche und Politik gleichermaßen gelte: „Wir müssen den einzelnen Menschen und seine Anliegen im Blick haben.“

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