Politik spricht sich gegen Krematorium-Modell aus

Der Neusser Umweltausschuss lehnte die vorgeschlagene, kommerzielle Variante ab.

Neuss. Die Stadt ist grundsätzlich dafür, die Politik dagegen. So könnte man die Standpunkte in der Diskussion um das mögliche Krematorium für den Neusser Hauptfriedhof grob zusammenfassen. „Das Modell ist ausgesprochen würdelos und rein auf Effizienz ausgelegt“, kritisierte Judith Kauff (Die Linke) im Umweltausschuss. Dezernent Matthias Welpmann sprach hingegen von einem „interessanten Projekt mit Chancen und Risiken“.

Das Privatunternehmen „Respectrum Krematorien GmbH“ mit Sitz in Emsbüren (Niedersachsen) möchte auf dem Neusser Hauptfriedhof ein gewerbliches Krematorium errichten und hat einen Antrag für ein geeignetes Grundstück zum Bau gestellt. Die Stadtverwaltung zeigt sich offen für das Vorhaben und empfahl dem Ausschuss für Umwelt und Grünflächen, das Vorhaben grundsätzlich zu befürworten, damit die Gespräche mit dem Investor beziehungsweise Betreiber vertieft werden können.

Die Verwaltung äußerte gleichwohl auch Sorgen: So könne eine große Verbrennungsanlage ein erhöhtes Verkehrsaufkommen verursachen und den Trend zur Urnenbestattung noch einmal verstärken. Geringere Gebühreneinnahmen wären die Folge. Dennoch ist die Verwaltung insgesamt für das Vorhaben. Vorgesehen ist es auf einer Fläche, die die Stadt nicht für Bestattungszwecke braucht, aber mitten auf dem Gelände liegt.

Ingrid Schäfer (CDU) kritisierte das vorgeschlagene Modell des niedersächsischen Unternehmens. „Mit einer derartigen Einrichtung bluten wir unseren eigenen Friedhof aus“, sagte die Stadtverordnete. Darüber hinaus hätten es Bestatter in Neuss bereits schwer genug, ihr Geschäft durchzusetzen.

Am Ende stimmten die Ausschussmitglieder für einen Prüfauftrag der Linken (ergänzt durch die CDU). Dieser beinhaltet unter anderem, dass die Verwaltung prüfen soll, ob Neuss in Anbetracht der Bestattungszahlen überhaupt ein Krematorium benötigt. Ist das der Fall, soll die Stadt prüfen, ob sie eine Verbrennungsanlage im Verbund mit umliegenden Kommunen eigenständig betreiben kann. „Damit die städtischen Friedhöfe Neuss Herr des Verfahrens sind“, sagte Schäfer. Das kommerzielle Modell der „Respectrum Krematorien GmbH“ wurde jedoch durchweg abgelehnt. jasi

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