Offener Ganztag: Träger drohen mit Streik

Der Vorwurf: Mit zweckgebundenen Landesmitteln für die OGS will Stadt ihren Haushalt sanieren.

Neuss. Oft genug sind Politiker in öffentlichen Ausschusssitzungen weitgehend unter sich. Das dürfte am Donnerstag anders sein, wenn um 17 Uhr der Schulausschuss zusammenkommt. Denn der Arbeitskreis der Träger Offener Ganztagsschulen (OGS) hat Mitglieder, Eltern und Kinder aufgefordert, im Rathaus zu erscheinen, um bei einer langjährigen Forderung Druck zu machen.

Es geht primär um die Weitergabe der Landesmittel für die OGS. Die wurden um 14 Prozent erhöht und sollten ab Februar an die Träger weitergeleitet werden. Angekommen sei jedoch nur ein Bruchteil davon, kritisiert Gertrud Gebauer, Geschäftsführerin des Sozialdienstes Katholischer Frauen (SKF), einer von elf in Neuss tätigen Trägern, die sich um rund 3000 Kinder kümmern: „Die Mittel wurden um 115 Euro pro Kind erhöht, an uns weitergegeben wurden im letzten Halbjahr aber nur 27,50 Euro.“

Zwar hat die Verwaltung in einem neuen Entwurf, der im Schulausschuss zur Debatte steht, eine Erhöhung des Budgets pro Kind von 30 Euro in diesem und weiteren 25 Euro im nächsten Jahr vorgeschlagen. „Aber das wären immer noch weniger als 50 Prozent der Landesmittel und ist angesichts unserer gestiegenen Kosten, vor allem für Personal, deutlich zu wenig“, erklärt Gebauer.

Hinzu komme, dass die Stadt die Elternbeiträge bereits angehoben habe, jedoch nicht beabsichtige, von diesem Geld etwas an die Träger weiterzureichen. Stattdessen sollen — für die Stadt kostenneutral — mehr OGS-Plätze geschaffen werden, für die es aber gar nicht genügend Räumlichkeiten gebe. „Der Verdacht liegt da natürlich auf der Hand, dass die Verwaltung unter anderem mit diesem Geld ihren maroden Haushalt konsolidieren will“, sagt Gebauer. Dabei gehe es immerhin um knapp 360 000 Euro, die die Stadt in den Haushalt stecken könnte. Zwar habe man Verständnis für die schwierige finanzielle Situation der Stadt, „aber eine Konsolidierung darf nicht auf dem Rücken unserer Kinder und des pädagogischen Personals stattfinden. Neuss will hier an der komplett falschen Stelle sparen“, betont Gebauer.

Es gehe längst nur noch darum, die Qualität der Arbeit zu erhalten und Lücken, die mit der Entwicklung der OGS aufgerissen wurden, zu schließen. An eine Weiterentwicklung von Konzepten sei mit der derzeitigen finanziellen Ausstattung ohnehin nicht zu denken. „ Das können wir so nicht mehr hinnehmen“, sagt die SKF-Vertreterin.

Da nicht zu erwarten sei, dass an der Beschlussempfehlung in der heutigen Sitzung des Schulausschusses gerüttelt werde, hat der Arbeitskreis der OGS-Träger bereits über weitere Maßnahmen nachgedacht. Gebauer: „Wir müssen reagieren, auch ein Streik ist denkbar.“

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