Niedrigwasser gibt Müll frei

Stadt und Ehrenamtler wollen jetzt das Niedrigwasser des Rheins zur Beseitigung einer alten Müllansammlung nutzen.

Niedrigwasser gibt Müll frei
Foto: Stadt

Dormagen. Der Anblick wirkt trostlos und deprimiert umso mehr, weil er sich in einem Naturschutzgebiet bietet. Im Grind bei Stürzelberg, etwa in Höhe des Rheinkilometers 724, liegen mehr als 300 Reifen, dazu Metallfässer und anderer Unrat, den der Fluss aufgrund des aktuellen Niedrigwassers freigegeben hat. Der Müll liege schon seit vielen Jahren dort, weiß der Zonser Biologe und Umweltschützer Norbert Grimbach. Ans Tageslicht kommt die Halde freilich stets nur dann, wenn der Rhein so wie jetzt besonders wenig Wasser führt.

Am kommenden Montag sollen die Umweltsünden mit der langen Geschichte nun endlich getilgt werden. Dann werde der Schandfleck in einer Gemeinschaftsaktion von ehrenamtlichen Helfern um die Zonser Grimbach und Joachim Fischer und dem städtischen Umweltteam beseitigt, teilte Stadtsprecher Harald Schlimgen gestern mit. Die Gelegenheit ist günstig wie wahrscheinlich noch nie.

Weil das Energieunternehmen Westnetz in der Nähe des schwer zugänglichen Areals in diesen Wochen hohe Strommasten entfernen lässt, ist dort eine provisorische Zufahrt aus Bodenplatten verlegt worden. So können die Umweltschützer den Bereich mit einem Frontlader erreichen.

Klemens Diekmann, Lokale Allianz

Den stellt der Stürzelberger Landwirt Max Kallen zur Verfügung, und das schwere Fahrzeug wird auch benötigt, um zum Beispiel die teils tief im Schlick feststeckenden Reifen herauszuziehen. Das städtische Umweltteam stellt zur Entsorgung der Abfälle zwei jeweils 36 Kubikmeter Material fassende Container zur Verfügung. Viel Zeit bleibt den fleißigen Helfern nicht. „Ein Anstieg des Rheinpegels um zehn Zentimeter würde schon reichen, dass das ganze Zeug wieder unter der Wasseroberfläche läge“, erklärt Norbert Grimbach. Klemens Diekmann, Sprecher der Lokalen Allianz, die sich auch für Umweltprojekte engagiert, lobt das Engagement der Unterstützer: „Allen Mitwirkenden gebührt ein großes Dankeschön.“

Das Gebiet sei besonders wichtig. „Das ist nicht nur Naturschutz-, sondern auch Flora-Fauna-Habitat-Gebiet unter besonderem europäischen Schutz“, sagt der Biologe Grimbach. Dort laichten Fische, es gebe Schwärme von Brandgänsen, außerdem Kormorane und Schwäne. „Einmal habe ich in dem Gebiet acht Störche gesehen“, ergänzt der Zonser. Auch von sogenannten Durchzüglern werde die Stelle als Rastplatz genutzt.

Im vergangenen Jahr gab die Stadt 13.000 Euro für die Beseitigung wilder Müllkippen aus.

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