Nicht nur sparen: Grüne fordern Stärkung der Musikschule

Die Fraktion wollte mehr Hilfe für die Einrichtung und Erhöhung der Schülerzahlen in den Haushaltsplan schreiben lassen. Der Rat lehnte ab.

Dormagen. Die städtische Musikschule stärken und nicht ausbluten lassen: Diesem Wunsch hat Tim Wallraff, der Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, einen großen Teil seiner Haushaltsrede gewidmet. Dabei machte er deutlich, dass das festgeschriebene Ziel, das Defizit der Musikschule auf maximal 500 000 Euro festzuschreiben, ihm zu kurz greife. „Wir müssen auch etwas für die Musikschule und ihre Schüler tun“, sagte Wallraff. Wie schon im Hauptausschuss forderte er auch im Rat, die Anzahl der Musikschüler mindestens zu halten, wenn nicht sogar zu erhöhen. Das wollte er ebenso wie andere Punkte als Ziel in den Haushaltsplan schreiben lassen.

Nach längerer Diskussion einigten sich die Ratsmitglieder auf einen Kompromiss: Die Musikschule erstellt ein Jahresprogramm und tritt mindestens fünf Mal jährlich im öffentlichen Raum auf. Die Ermittlung der Zahl der Besucher, die keine Angehörigen der Musiker sind, wurde zurückgestellt, ebenso das Ziel der Schülerzahl-Steigerung, wie Bürgermeister Erik Lierenfeld erläuterte: „Wie die Kämmerin im Hauptausschuss schon angeführt hat, ist die Musikschule ein Zuschussbetrieb. Das heißt, für jeden Schüler zahlt die Stadt drauf — und das lässt sich mit dem anderen Ziel, das Defizit zu beschränken, nicht vereinbaren.“ Das sah Wallraff zwar nicht so, doch nachdem für seine Variante nur die Grünen und die Piraten/Die Linke gestimmt hatten, wurde der Kompromissvorschlag der Verwaltung einstimmig angenommen.

Wallraff, der sich für „Kultur als Wert an sich“ aussprach, kritisierte in seiner Rede den Rückgang der Schülerzahlen um mehr als ein Drittel innerhalb von drei Jahren: „Von 1769 in 2014 sinken die Zahlen auf 1121 in 2017.“ Zudem kämen weniger Ausleihen von Musikinstrumenten: „Von 124 in 2014 auf 79 in 2017, das sind fast 40 Prozent“. Was angesichts der Gebühren für die Instrumentenausleihe kein Wunder sei, so Wallraff.

Seine Fraktion überreichte dem Bürgermeister einen Antrag für die nächsten Haupt- und Kulturausschüsse, in denen die Verwaltung über den Einsatz von Honorarkräften im Konzern Stadt Dormagen insgesamt und im Speziellen bei der Musikschule informieren solle: „Wir zwingen unsere Lehrerinnen und Lehrer an der Musikschule durch Honorarverträge in prekäre Beschäftigungsverhältnisse, das machen wir nicht mit“, begründete Wallraff.

Dass der Verbleib der Musikschule in städtischer Trägerschaft, um den hart gerungen wurde, nicht allen Fraktionen passt, zeigte sich bei der Haushaltsrede von Hans-Joachim Woitzik (Zentrum), der das „rekordverdächtige Defizit von über zwei Millionen Euro“ des Kulturbetriebs anprangerte. Eine Entlastung wäre durch die Ausgliederung der Musikschule an den Rhein-Kreis zu erreichen gewesen, sagte Woitzik.

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