Neuss: Von Knüvern, die nicht geizig sind

Ältester Schützenorden in Besitz.Grenadierzugfeiert 125-jähriges Bestehen.

Neuss. Bei seinem Amtsantritt hatte Fritz Schmaucks ein Problem: Der König des Grenadierzuges Knüver des Jahres 1902 war Junggeselle. Eigentlich undenkbar im Neusser Schützenwesen des gerade beginnenden 20. Jahrhunderts. Doch der gebürtige Potsdamer verfiel auf eine List. "Er fragte einfach seinen Vorgänger, ob er dessen Frau nicht als Königin weiterführen dürfe", erklärt Johannes Patatzki, Sprecher des Zuges. "Und so war mehr als zwei Leuten hervorragend gedient."

Es sind Geschichten wie diese, die das Miteinander im Grenadierzug über 125 Jahre seit der Gründung im Jahre 1884 geprägt haben. Geschichten von Freundschaft und Zusammenhalt. "Dinge, die das Zusammenleben über Jahrhunderte hinweg geprägt haben und die vor allem auch in wirtschaftlichen Zeiten über manche Not hinweggeholfen haben", sagt Patatzki.

Am kommenden Sonntag ab 11 Uhr soll das Jubiläum des Vereins im Vogthaus gefeiert werden. Zuvor findet ein ökumenischer Familiengottesdienst statt. Eingeladen sind etwa 80 Ehrengäste.

Knüver? Das Wort bezeichnet im Nüsser Platt eigentlich einen eher geizigen Menschen. "Doch wir Knüver sind alles andere als geizig", unterstreicht Patatzki. So sei die Namensgebung des Zuges eher auf die auch im rheinischen Schützenwesen gerne genutzte Ironie zurückzuführen. "Wir haben Mitglieder aus fast allen Altersklassen und Berufsgruppen", beschreibt der Zugsprecher das Vereinsleben.

Und die Knüver sind im Besitz von wahren Schützenreliquien: So sind in einer Ausstellung "125 Jahre Knüver im Wandel der Zeit", die ab 16. August im Börsencafé zu sehen sein wird, eine Versammlungsglocke, Fotos, ein historischer Degen, Teile des Schützensilbers und ein Orden ausgestellt, der als einer der ältesten Orden des Neusser Schützenwesens (s. Foto) angesehen wird. Patatzki: "Wir haben die historisch verbriefte Gewissheit, dass dieser Orden im Gründungsjahr des Neusser Bürgerschützenvereins 1823 an eines der Gründungsmitglieder vom damaligen Schützenkönig Christian I. verliehen wurde."

Doch daran, vereinseigene Dinge wie etwa diesen Orden ins Schützenmuseum zu geben, daran will kein Knüver denken. "Wir fühlen uns für die Zukunft recht gut aufgestellt und der Tradition verpflichtet. Doch für ein Museum fühlen wir uns auch mit 125 Jahren Vereinsgeschichte noch zu jung."

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