Neuss: Rousseau, Quirinus und Puzzles

Sels-Museum: Auf die Besucher wartet in diesem Jahr wieder ein einzigartiges Programm.

Neuss. Mit den kulturellen Pfunden des Clemens-Sels-Museum wuchern möchte Ute Husmeier-Schirlitz in diesem Jahr. "Wir wollen das Profil des Hauses schärfen", erläutert die Direktorin. Die geplanten Ausstellungen seien "komplett selbst konzipiert".

Ein Schachzug sei auch der besondere zeitliche Ablauf: Eine Retrospektive zum 50.Todestag des Hagener Malers Wilhelm Schmurr, der in Oberkassel sein Atelier hatte und unter anderem namhafte Neusser porträtierte (beispielsweise Helga Thywissen), überschneidet sich beispielsweise mit der Ausstellung zu den Wurzeln und der Entwicklung des Puzzlespiels. Kunst und Kulturgeschichte werden parallel präsentiert. Dass dabei ein riesiger Teil der ständigen Sammlung verborgen bleibt, weil die Schätze für eine öffentliche Präsentation keinen Raum haben, lässt Ute Husmeier-Schirlitz nicht unerwähnt. "Wir wünschen uns mehr Platz."

Zum Auftakt des "attraktiven und einzigartigen" Programms wird schon in knapp zehn Tagen die Mittelalterabteilung im Obertor eröffnet. Unter dem Motto "Nuyss - Das mittelalterliche Neuss" werden unter anderem zahlreiche Funde gezeigt, die beispielsweise am alten Busbahnhof aufgetaucht sind, unter anderem eine Knochenflöte aus dem 15. Jahrhundert. "Die Besonderheiten des Alleinstellungsprofils von Neuss sind auch historisch nachvollziehbar", verspricht Thomas Ludewig, stellvertretender Leiter. Und dies werde nicht nur in Schaukästen dargestellt. "Die Ausstellung sollen die Besucher sehr lebendig erfahren können." Es werde einige Experimentierstationen geben, so lebendig, wie die Stadt sei.

Mit der Ausstellung "Henri Rousseau und sein Umkreis" soll an die viel beachtete Picasso-Schau angeknüpft werden, die am 8. Februar endet. Rousseau sei ein Künstler gewesen, "der am Puls der Zeit seine Werke geschaffen hat", meint die Direktorin über "den Vater der Modernen Primitiven Kunst". Und dies sei keine Kunst zweiter Klasse. "Man muss sich mal auf der Zunge zergehen lassen, wo die Werke hängen."

Beispielsweise im Museum of Modern Art in New York oder im Pariser Louvre. Die Ausstellung im Clemens-Sels-Museum zeigt 100 Rousseau-Gemälde. Die Arbeiten aus einer Privatsammlung werden ergänzt durch hochkarätige Gemälde und Skulpturen aus dem eigenen Bestand des Neusser Hauses zur Kunst der Modernen Primitiven: Beispielsweise Camille Bombois’ "Waldweg" und Erich Grams’ "Blühende Bäume".

Und selbstverständlich wird auch der 800. Geburtstag des Quirinus-Münsters in diesem Jahr thematisiert. Ludewig: "Das ist natürlich nicht nur ein Sakralbau, sondern auch ein Wahrzeichen von Neuss." Aber warum hat Neuss dieses bedeutende Bauwerk? Weil in der Zeit des 13. Jahrhunderts die Stadtgründungen zunahmen und Prestigeobjekte dafür aus dem Boden wuchsen, gibt Ludewig schon mal eine Antwort, die in einer Ausstellung im Sommer veranschaulicht werden soll. Unter anderem auch mit Techniken, wie das Monument damals entstanden ist. Besucher sollen nachvollziehen können, wie ein Seilzug funktioniert oder wie Mörtel die Steine zusammenhält.

Und zum Abschluss des Jahresprogramms gibt es etwas ganz Kniffeliges unter dem Dach des Hauses: die Kulturgeschichte des Puzzles. Ein Bild des Quirinus-Münsters von 1616 soll hierbei als Grundlage für ein Legespiel dienen, das Besucher auch kaufen können.

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