Neuss: Pierburg schickt komplettes Werk in Kurzarbeit

WirtschaftskriseII: Jetzt arbeitet die Fertigung nur noch 28 Stunden, ab Februar sind alle Bereiche betroffen.

Neuss. Das in Neuss ansässige Unterehmen Pierburg hat einen deutlichen Geschäftseinbruch erlitten. Der Konzern, der vor allem Ventile herstellt, führt bereits an ersten Standorten, die für die Automobilindustrie produzieren, Kurzarbeit ein. Davon ist auch Neuss betroffen. Hier sind am 12. Januar die Mitarbeiter in der Fertigung in Kurzarbeit gegangen.

"Von der Kurzarbeit sind zurzeit rund 200 Mitarbeiter des Werkes betroffen. Darüber hinaus werden auch die Zentralbereiche von Pierburg und Pierburg Pump Technology in Neuss in den kommenden Wochen mit Kurzarbeit beginnen.

Die Dauer der Kurzarbeit erfolgt in Abhängigkeit von den Entwicklung der Produktabrufe seitens der Automobilhersteller", sagte Pierburg-Sprecher Folke Heyer gegenüber unserer Redaktion.

Das Unternehmen beschäftigt am Standort Neuss 810 Mitarbeiter. Bereits im Oktober hatte man Arbeitszeitkonten abgebaut und hat die Mitarbeiter Minusstunden aufbauen lassen. Im Oktober sprach Folke Heyer noch davon, "wenn alles nichts mehr nützt, die Arbeitszeit auf 30 Stunden in der Woche zu senken". Doch diese Maßnahme habe nun nicht mehr gereicht.

Mit Einführung der Kurzarbeit werden bei Pierburg 28 Stunden im Monat weniger gearbeitet. Rechnerisch ruht also an einem Tag in der Woche die Arbeit bei dem weltweit agierenden Autozulieferer. Für die nicht geleisteten Stunden tritt nun die Arbeitsagentur ein. Sie zahlt zwischen 60 und 67 Prozent des sonst vereinbarten Geldes.

"Für meine Kollegen in der Fertigung, die ohnehin nicht sehr viel verdienen, bedeutet das, dass sie rund 120 Euro im Monat weniger in der Tasche haben. Das ist gewaltig", sagt die Vorsitzende des Betriebsrates, Gabi Dorsten.

"Ich arbeite jetzt seit 1977 bei Pierburg. Eine so kritische Situation wie in diesen Tagen habe ich noch nie erlebt. Es wird richtig ernst", sagt Dorsten.

Durch Ergänzungsverträge zwischen Pierburg und den Arbeitnehmern sind Kündigungen bis 2010 nicht möglich. "Bis dahin muss etwas geschehen. Denn momentan kommen deutlich zu wenige Aufträge rein", sagt Dorsten.

Inzwischen hat sich Pierburg in Neuss von 75 Leiharbeitern getrennt.

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