Neuss: Origineller Zug lässt Jecken jubeln

100 000 Narren feiern vom Frost unbeeindruckt den jecken Zug.

Neuss. Wenn in Neuss Hippie, Pirat, Pinguin und Cowboy gemeinsam jubelnd in der Kälte stehen, ist der Kappessonntagszug nicht weit. Zwar bescheinigte das Thermometer den Nüsser Jecken arktische Zustände, doch davon war am Sonntag auf der Straße wenig zu spüren: Als der erste Wagen um die Ecke bog, waren die Neusser schon längst eingeschunkelt.

Passend zum Wetter warfen die Hippies, Cleopatras und römischen Götter auf den ersten Wagen vor allem Päckchen mit Taschentüchern.

Die so gut ausgerüsteten Narren konnten die Höhepunkte des Zugs in aller Ausgelassenheit genießen. Dazu gehörten die prächtigen Wagen der Blauen Funken, die auf einer schillernden Ziehharmonika und auf einer überdimensionalen Weinflasche thronten. In einem dritten Wagen winkten Kinderprinz ChristianII. und Kinderprinzessin LaraIII. um die Wette.

Das gemeinsame Motto "Ons Nüss - Heimat für Alle" schmückte jedes Zugmitglied auf seine Weise aus. Zu sehen war unter anderem ein aufwendig gebautes rotes Pappmaché-Auto, eine große grüne Schlange, die von einer Horde Schlangenbeschwörern in Schach gehalten wurde, und eine bunte Kulisse der Stadt Neuss vom Freundeskreis Neuss.

Die KG Schmedde Jonge1973 präsentierte sich anlässlich der WM in diesem Jahr im Fußball-Muster, und die Punkrock-Band Mimmis aus Düsseldorf informierte die Neusser Jecken über den aktuellen Stadt des Spiels von Fortuna Düsseldorf gegen Augsburg.

Die Mariechen schafften es, sich trotz der Kälte warmzutanzen, zeigten ihre Tanzfiguren und schlugen Räder auf der nassen Straße. Auffällig war die Bläser-Truppe der Notäwürger Seewen, die durch ihre Hüte in Form einer Drachenkopf-Statur wie versteinert wirkte.

Aber auch die knapp 100 000 närrischen Zuschauer hatten sich einiges einfallen lassen. Dem einen klebte ein Wasserhahn an der Wange, andere gaben gemeinsam einen fast vollständigen Zoo ab. Tayfun Aydin war als Känguru mit seiner als Raubkatze kostümierten Freundin beim Zug: "Ich wohne hier gleich um die Ecke und treffe hier immer die gleichen Gesichter. Das ist einfach schön."

Auch ein Pulk von Einkaufstaschen in Lebensgröße verfolgte den Zug: "Wir sind Freunde und haben unsere Kostüme selbst gemacht", erzählte Jan Volkers in Baumwolltaschen-Optik: "Vor vier Wochen habe ich nicht geglaubt, dass wir das hinkriegen." Doch dann hatte seine Frau den Prototypen entworfen und zwei Freunde nähten im Akkord, so dass alle rechtzeitig eingekleidet waren.

Als krönenden Abschluss des Spektakels warfen Prinz Peter I. und Novesia DianaI. noch massig Kamelle unters Volk, das trotz Kälte nach dem Ende des Zugs noch beschwingt weiterfeierte.

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