Neuss: Nervenkitzel in luftiger Höhe

Am Donnerstag eröffnet der neue Klettergarten an der Neusser Skihalle. Die Redaktion machte vorab den Selbstversuch.

Neuss. Motiviert stehe ich auf dem Gelände des neuen Kletterparks an der Neusser Skihalle und schaue in die Höhe. Sieht eigentlich ganz einfach aus, denke ich mir und beschließe, mich direkt an den sehr schweren Parcours in neun Metern Höhe zu wagen. Ein sehr schwerer Fehler. Das stellt sich allerdings erst später heraus.

Erst einmal lege ich meinen Schmuck ab und lasse mich von Klettertrainer Tobi Clausdorff in das Gurtsystem schnallen. In der Starthütte mit alpinem Ambiente klinkt mich der Profi mit einem Karabinerhaken in das Sicherheitssystem ein:

Das Rollenglied, an dem ich nun hänge, fährt auf zwei Sicherheitsdrahtseilen durch den ganzen Parcours mit. "Das ist, als würdest du einen Hund spazieren führen", erklärt mir der Trainer.

Na dann, kann es jetzt losgehen. Mein Trainer ist plötzlich verschwunden. Und ich stehe ganz alleine auf der sieben Meter hohen Plattform, die noch bequem über eine breite Stahltreppe zu erreichen war.

Ohne nochmal darüber nachzudenken, ob der schwarze Parcours auch wirklich das Richtige für mich ist, betrete ich einen wackligen Balken und balanciere leichtfüßig zur nächsten Station. Das war einfach. Weiter geht es.

Dass ich mich mittlerweile in neun Meter Höhe befinde, bemerke ich erst so richtig, als ich das nächste Hindernis in Angriff nehme. Mit wackligen Beinen stehe auf etwa 40 Zentimeter großen Holzplatten, die an Ketten aufgehängt sind.

Irgendwie schaffe ich es aber zur anderen Seite, blaue Flecken an der Wade inklusive. Hinter mir klettert ein junger Mann denselben Parcours. Auch er sieht zu diesem Zeitpunkt noch relativ entspannt aus.

Doch das wird sich bald ändern. Denn die nächste Aufgabe hat es in sich. Eine Kletterwand in dieser Höhe ist eben nichts für schwache Nerven und auch nichts für schwache Arme. Immer wieder rutsche ich mit den Füßen ab, versuche mich mit den Händen in der Wand festzukrallen. Dann ist es endlich vorbei. Mein Herz klopft und meine Arme zittern vor Anstrengung.

Als mein Leidensgenosse die Wand des Grauens hinter sich gebracht hat und die rettende Plattform erreicht, stecke ich schon in der Falle. Hilflos stehe ich auf einer Seilkonstruktion, der so genannten Eieruhr, und weiß nicht weiter.

Mir hilft auch nicht das Hinweisschild, das nur verrät, dass es ab der Mitte knifflig wird. Irgendwie ist uns beiden klar, dass hier Endstation ist. "Da haben wir uns wohl überschätzt", sagt der junge Mann zu mir. Stimmt. Die Frage ist nur, wie kommen wir wieder nach unten.

Ich rufe nach Hilfe. Mein Retter Tobi naht und klettert flink den Mast zur mir hoch. "Willst du es nochmal versuchen oder willst du nach unten?" Angesichts der Tatsache, dass der Parcours nicht einfacher wird, verzichte ich lieber und lasse mich von Tobi abseilen. Ganz schön peinlich. Am Boden angekommen, bin ich unglaublich erleichtert. Auch der junge Mann ist froh, wieder unten zu sein.

Gemeinsam wagen wir uns in den nächsten Parcours. Diesmal allerdings nicht ganz so hoch und schwer. Anstrengend bleibt es trotzdem. Nach 45 Minuten bin ich völlig am Ende.

Mit letzter Kraft fasse ich nach dem Handgriff der Seilbahn, der letzten Station, und lasse mich einfach fallen. Mir schießt Adrenalin in die Adern, als ich Richtung Boden rase. Ich hab es geschafft!

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