Neuss: Impfung als Firmen-Angelegenheit

Große Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern den Schutz an. Einen Zwang gibt es allerdings nicht.

Neuss. Große Konzerne wie die Telekom, SAP, ThyssenKrupp oder RWE tun es. Und auch Unternehmen in Neuss bieten ihren Mitarbeitern die Impfung zum Schutz vor der Schweinegrippe an. Die Filiale der Volksbank Düsseldorf/Neuss in Grevenbroich war am Freitag in den Mittagsstunden geschlossen: Den Mitarbeitern wurde die Möglichkeit gegeben, sich impfen zu lassen. "Auch von Bargeld kann eine Ansteckung ausgehen", erklärt Volksbank-Sprecher Christian Feldbinder. Würden die Mitarbeiter das Angebot annehmen, seien Dreiviertel des Personals bei der Bank vor Ansteckung geschützt. "Wir sehen darin einen Beitrag, unsere Geschäftstüchtigkeit auch bei einem weiteren Ausbreiten der Grippe zu wahren. Mit 75 Prozent der Belegschaft ist das möglich."

Firmeninterne Impfungen? "Ungewöhnlich ist das nicht", räumt Harald Vieten, Sprecher des Rhein-Kreises Neuss, ein. Neben der Ansteckungsmöglichkeit über Tröpfchen könne man sich auch über eine Schmierinfektion mit der Grippe anstecken. Etwa beim Berühren einer Türklinke, auf der sich Schleimtropfen mit dem Virus befinden. Oder eben beim Kontakt mit Bargeld. Vieten: "Deswegen empfehlen wir Unternehmen, einen Pandemieplan auszuarbeiten und die Mitarbeiter über Ansteckungswege zu informieren und Impfungen anzubieten."

Vera Thaller, Sprecherin des Etienne-Krankenhauses

Bei der Sparkasse wird das Problem ernst genommen, doch etwas lockerer gesehen. "Natürlich gibt es bei uns Risikopläne", erklärt Raimund Franzen, stellvertretender Unternehmenssprecher. Ein Betriebsarzt impfe ebenso gegen normale Grippe, auch wenn dieses Angebot nicht so stark frequentiert werde, wie es sollte. "Wir können unsere Mitarbeiter nicht zur Impfung zwingen, wir setzen auf umfassende Hinweise in puncto Hygiene."

"Sehr überschaubar" sei auch die Anzahl der Mitarbeiter der Stadtwerke Neuss (Swn), die sich bislang gegen die Schweinegrippe impfen ließ. "Es gibt eine Kooperation mit dem Lukaskrankenhaus, so dass unsere Mitarbeiter sich dort unbürokratisch die Injektion verabreichen lassen können", erklärt Swn-Sprecher Jürgen Scheer. "Allerdings waren bislang erst 15 Mitarbeiter da."

Im Lukaskrankenhaus besteht auch für die dortigen Mitarbeiter die Möglichkeit zu einem kurzfristigen Besuch beim Impfarzt. "Davon wird jetzt auch reichlich Gebrauch gemacht", berichtet die Krankenhaus-Sprecherin Anke Detlefsen. "Aber zwingen kann man natürlich niemanden." "Nicht verpflichtend, aber ausdrücklich gewünscht" ist die Impfung am Etienne-Krankenhaus. Sprecherin Vera Thaller: "Zusätzlich gibt es auch bei uns einen Pandemieplan."

Sehr konkret ist dieser Plan bei 3M ausgearbeitet. Das weltweit operierende Technologieunternehmen hat seit dem ersten Auftauchen des Virus im Frühjahr auf globaler und nationaler Ebene Krisenteams eingesetzt. "Wir behalten den Verlauf der Grippe genau im Auge und informieren die Mitarbeiter über Abwehrmöglichkeiten", erklärt Sprecher Manfred Kremer. Natürlich bestehe auch die Möglichkeit der Impfung über einen Betriebsarzt. Weitere Schritte würden dem Ausbreitungsgrad der Grippe angepasst. Die Mitarbeiter zu einer Zwangsimpfung zu verdonnern, gehöre jedoch gewiss nicht dazu.

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