Neuss: Führung ins Mittelalter

Einige Kellerräume rund um St. Quirin sind Jahrhunderte alt. Einst dienten sie der Vorratshaltung.

Neuss. Der Abstieg ist schwierig. Die Treppenstufen aus rohem Stein sind uneben, an manchen Stellen ausgetreten und so schmal, dass der Fuß nur seitlich Halt findet. Nach Hunderten von Jahren haben unzählige Auf- und Abstiege Spuren hinterlassen. "Vermutlich gehörten die Räume hier unten zu einer Käserei oder einem Schlachter und dienten der Vorratshaltung", sagt Rita Hoeveler-Kochs.

Die Stadtführerin ist nicht zum ersten Mal in den Gewölben unter dem Antiquariat Storch an der Quirinusstraße. Die meisten Teilnehmer der historischen Stadtführung sind es jedoch schon. Da schlägt sich einer den Kopf an der niedrigen Decke, ein anderer stolpert über die unebenen Bodensteine. Viele streichen andächtig über den rauhen Stein. "Wie alt sind die Gewölbe?" wird gefragt.

Rita Hoeveler-Kochs erzählt: "Wir vermuten, dass der Raum zwischen dem 14. und dem 17.Jahrhundert entstand. Das hier ist Backstein, der tauchte erst um diese Zeit auf." Vor allem der Tiefbrunnen hat es den Besuchern angetan, viele werfen einen Blick in den sechs, sieben Meter tiefen Schacht und schütteln sich. "Die alten Gewölbe waren früher durch unterirdische Wege mit dem Quirinus-Münster verbunden", weiß Hoeveler-Kochs, "mittlerweile ist dieser Weg zugemauert."

Die Gemäuer unter dem Antiquariat Storch bilden die dritte Station der historischen Stadtführung. Zuvor war die Gruppe bereits in der Krypta von St. Quirinus und im Gewölbekeller des Restaurants Pozo Quirino an der Münsterstraße. Dort wo heute gespeist wird, befand sich einst der Weinkeller eines Klosters. Heute ist das Gewölbe freigelegt, und schmale Stühle und Tische drängen sich in die Nischen. Es bedarf nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie hier unten schon vor Jahrhunderten gebechert wurde.

Die letzte Station der historischen Gewölbeführung ist der Stiftskeller am Münsterplatz. Auch hier geht es über enge Stufen hinab in das unterirdische Gewölbe. Düster ist es, und ein Schaudern überfällt die Gruppe, als Rita Hoeveler-Kochs von dem mittelalterlichen Pferdeskelett erzählt, das bei den Ausschachtungsarbeiten freigelegt wurde.

Hier gibt es wieder einen Tiefbrunnen, eine Metallplatte verhindert jedoch den Blick in die Tiefe. "Bei den Ausgrabungen wurden Funde von der Römerzeit bis ins Mittelalter gemacht", sagt Hoeveler-Kochs. Langsam folgt ihr die Gruppe durch das enge, düstere Gewölbe. Über die Steintreppe geht es wieder hinaus in die kühle Abendluft. Der letzte Aufstieg gelingt leichter.

Eeitere Führungen: Freitag, 29. Januar, 17 Uhr, "Klosterleben in und um St. Quirin". Samstag, 6. Februar, 10 Uhr, "Das historische Neuss".

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