Neuss: Drosselung bis auf Null?

Konzernvorstand fordert radikales Zurückfahren der Produktion. Entscheidung fällt am Mittwoch.

Neuss. Es herrscht je nach Gemütszustand Frust, Wut und Zorn. Auf einer Belegschaftsversammlung unterrichtete am Donnerstag die Werkleitung die Mitarbeiter von Hydro Aluminium über den Stand der Dinge. Und damit steht es wohl noch schlechter als befürchtet.

Eine Forderung des norwegischen Konzernvorstands steht im Raum. Über ihn wird am Mittwoch nächster Woche der Aufsichtsrat von Hydro Deutschland entscheiden. Schon jetzt ist die Produktion von 230000 auf 200000Tonnen gedrosselt, nun soll weiter heruntergefahren werden. Wie weit? "Das kann bis auf Null gehen", sagt Werkssprecher Michael Peter Steffen. Das wäre dann das Aus. Steigt der Aluminiumpreis drastisch oder kann das Unternehmen den Strompreis wesentlich herunterdrücken, gibt es noch eine Chance.

Folgt der Aufsichtsrat dem Vorstandsvorschlag, bleibt nicht mehr viel Zeit. Die Schätzungen gehen von zwei Monaten bis zu 100 Tagen. In der Zeit müsste das Unternehmen seinen Strom zu "fundamental geänderten Konditionen" beziehen, so Michael Peter Steffen für das Rheinwerk. Im Werk hofft man nicht zuletzt auf die Politik und Hilfe für das energieintensive Unternehmen, wie sie etwa in Frankreich oder Italien geleistet wird.

Bei der Belegschaftsversammlung überwog am Donnerstagmorgen im Rheinwerk allerdings der Frust. "Die Stimmung ist auf einem Tiefpunkt", berichtet Steffen, und der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Winand Lersch spricht von Resignation und Zorn. "Es gab kaum klare Aussagen. Früher haben sie hier das Geld doch mit dem Heuwagen rausgefahren. Und jetzt wissen wir nicht, wie es weitergeht", sagt Lersch. Wie ist die konkrete Zeitschiene? Was für ein Stromvertrag kann uns retten? Auf viele Fragen habe es am Donnerstag keine Antwort gegeben, berichtet der Betriebsrat: "Und viele Kollegen sagen: Die wollen uns doch sowieso dichtmachen."

Michael Peter Steffen dagegen betont, es gebe noch keine "finale Entscheidung". Nun gehe es erstmal um eine Art "Winterschlaf", auch werde jetzt über Kurzarbeit verhandelt. Aber auch er gibt zu: "Wir können jetzt wirklich keinen Optimismus verbreiten."

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