Neuss: Behandelt wird Hand in Hand

Etienne-Krankenhaus: Ludwig Gleumes scheidet als Chefarzt aus, bleibt aber noch drei Jahre Leiter des Brustzentrums.

Neuss. Als Dr. Ludwig Gleumes 1980 die erste Brustkrebsbehandlung durchführte, war er im Prinzip auf sich allein gestellt. Heute ist der scheidende Leiter der Klinik für Frauenheilkunde am Johanna-Etienne-Krankenhaus Teil eines ganzen Netzwerkes. Onkologen, Radiologen, Pathologen und Gynäkologen betreuen Patientinnen, die an Brustkrebs erkrankt sind, gemeinsam.

Die Arbeit Hand in Hand, die nach dem Klinikaufenthalt mit Selbsthilfegruppen, Strahlen- und Physiotherapie nahtlos fortgesetzt wird, ist vielleicht das wichtigste Merkmal des 2006 zertifizierten Brustzentrums.

Seine Gründung ist der Meilenstein in Ludwig Gleumes Karriere. Nach seiner Chefarzt-Zeit am Etienne-Krankenhaus wird er dem Brustzentrum, an dem auch das Kreiskrankenhaus Grevenbroich und das Lukaskrankenhaus beteiligt sind, noch drei weitere Jahre als Leiter vorstehen.

Blickt Gleumes auf seine Anfänge 1980 zurück, fällt ihm eine Zahl ein: Damals gab es bundesweit 12 000 Neuerkrankungen im Jahr, heute liegt die Zahl bei 50 000 in Deutschland, rund 10 000 in Nordrhein-Westfalen.

Gleumes Reaktion auf die steigenden Fallzahlen: Er suchte Kontakte, wollte Krankenhäuser, Gynäkologen, Pathologen und Radiologen an einen Tisch bringen und so die wohnortnahe Versorgung der Patientinnen verbessern.

"Von der Gründung eines Brustzentrums war damals noch nicht die Rede", so Gleumes. Regelmäßige wöchentliche Treffen wurden organisiert, ein Austausch begann. Doch erst als das Gesundheitsministerium im Jahr 2000 eine Aktion gegen Brustkrebs ins Leben rief und die im internationalen Vergleich schlechte Versorgung in Deutschland kritisierte, reifte der Gedanke eines Brustzentrums. 2005 wurde der Antrag eingereicht, 2006 erfolgte die Zertifizierung.

Im Abstand von drei Jahren muss die Zertifizierung wiederholt werden, so soll eine dauerhafte Qualitätsverbesserung erreicht werden. Der Vorteil für die Patientin liegt auf der Hand: Vom ersten Befund über eine mögliche OP bis zur Nachbehandlung gibt es einen genauen Plan mit engen Zeitvorgaben - und immer sind alle Beteiligten über den gesamten Prozess im Bild.

In so genannten Tumorkonferenzen treffen sich die Ärzte und gehen wöchentlich die weiteren Behandlungsschritte jedes einzelnen Patientin durch. 1980 wäre das undenkbar gewesen.

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