Neuer Gentest im Fall Claudia Ruf

22 Jahre nach dem Mord an dem Mädchen wird der Fall neu aufgerollt.

Neuer Gentest im Fall Claudia Ruf
Foto: dpa

Grevenbroich. Vor 22 Jahren erschütterte der Mord an der elfjährigen Claudia Ruf aus Hemmerden ganz Deutschland. Trotz umfangreicher Ermittlungen führte bis heute keine Spur zum Mörder. Aktuell gibt es Hinweise darauf, dass der Fall wieder neu aufgerollt werden soll. Wie Benjamin Kluck, Sprecher der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach, bestätigte, soll nach einem 2009 durchgeführten Massen-Gentest ein „erweiterter Personenkreis“ überprüft werden.

Vor knapp acht Jahren waren rund 350 Männer zu einer freiwilligen Reihenuntersuchung aufgefordert worden. Sie hatten 1996 entweder in der Nähe des Opfers gewohnt oder waren durch Sexualdelikte aufgefallen. Trotz des aufwendigen Verfahrens fand sich aber keine heiße Spur. Wie viele Personen in einem nächsten Schritt untersucht werden sollen, sei ihm nicht bekannt, meint Kluck — „es wird wohl aber eine ganze Reihe sein“. Der Kreis der Betroffenen habe entweder einen Bezug zum Wohnort des Mädchens oder aber zum Fundort der Leiche. Zudem würden Kriterien angewandt, die über diese Bezüge hinausgehen würden, sagt Kluck.

Claudia Ruf war am 11. Mai 1996 nach einem Spaziergang mit dem Nachbarshund nicht nach Hause zurückgekehrt. Mehr als 150 Einsatzkräfte der Polizei suchten nach dem Kind, durchkämmten auch die in der Nähe liegenden Waldgebiete. Vierzig Stunden später fand ein Spaziergänger das tote Mädchen auf einem Feldweg bei Oberwichterich. Die Polizei geht bis heute davon aus, dass der Fundort nicht der Tatort war. Der Entführer hatte die Elfjährige vermutlich schon ermordet, bevor er in den Feldweg bei Euskirchen einbog und dort versuchte, die Leiche zu verbrennen — wahrscheinlich um Spuren zu verwischen.

Nach Informationen der Euskirchener Polizei sei es nun gelungen, aus den im Mai 1996 gesicherten Beweismitteln eine DNA-Spur mit neuen Methoden zu extrahieren. Das Material sei an das Institut für Rechtsmedizin an der Ludwig-Maximilians-Universität in München geleitet worden. Dort beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe mit der Entwicklung neuer Verfahren für eine effizientere Analyse von sogenannten Mischspuren — das sind Spuren von biologischem Material, das von mehr als einer Person stammt.

Die gewonnenen Erkenntnisse sind offenbar so aussichtsreich, dass die Staatsanwaltschaft Mönchengladbach einen richterlichen Beschluss erwirkt hat, mit dem erneut eine größere Überprüfung eingeleitet werden soll. Konkrete Spuren oder gar neue Beweise gebe es zurzeit aber nicht, dämpft Benjamin Kluck allzu hohe Erwartungen. „Ermittlungen in ungeklärten Fällen werden nie eingestellt“, sagt der Staatsanwalt.

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