Nazi-Parolen: Lierenfeld schämt sich

In Hackenbroich sind die Grundschule Burg, die Realschule und das Leibniz-Gymnasium beschmiert worden.

Dormagen. Bürgermeister Erik Lierenfeld zeigte sich gestern erschüttert von den erneuten Schmierereien: „Mit diesem Fall und dem an der Moschee wird ein Bild von Dormagen gezeichnet, das der Stadt nicht gerecht wird. Wir sind keine Nazi-Hochburg!“ Aus Sicht Lierenfelds wird mit dieser Häufung von Schmierereien versucht, „einen Keil in unsere Gesellschaft zu treiben. Das werden wir nicht zulassen“.

Nur zehn Tage, nachdem die Moschee im Gewerbegebiet Roseller Straße mit Hakenkreuzen und Anti-Islam-Parolen beschmiert wurde, entsetzt die Dormagener ein erneuter schlimmer rassistisch motivierter Vorfall: Wie die Polizei erst am Samstag mitteilte, wurden offenbar bereits seit dem Silvestertag in Hackenbroich der Schützenplatz und die Grundschule beschmiert.

Eine Steigerung in negativer Hinsicht dann am Wochenende: Der Hausmeister des Leibniz-Gymnasiums entdeckte am Samstagmorgen flächendeckende Schmierereien mit Hakenkreuzen und rassistischen, gegen Türken gerichtete Aussagen, die sogar Todesdrohungen enthalten. Auch die Realschule ist betroffen. Der städtische Angestellte informierte sofort die Polizei. Eine Behördensprecherin in Neuss erklärte, dass der Staatsschutz in Düsseldorf mit einbezogen wurde.

Ob ein Zusammenhang mit den Schmierereien an der Moschee besteht, kann laut Polizeiangaben nicht gesagt werden. Dort waren in der Nacht vom 20. auf den 21. Dezember islamfeindliche Sprüche auf die Wände des Rohbaus gesprüht worden. Im Schulzentrum Hackenbroich ging es gegen Türken: „Türken Dreckspack“ und „Türken können nicht Deutsche sein“. Sogar eine Todesdrohung wurde an die Wand gesprüht. Mit besonderer Aufmerksamkeit werden Polizei und Staatsschutz die Parole „Wir sind die NGB“ wahrnehmen.

Ob sie einen Hinweis auf den möglichen Täterkreis gibt oder aus anderen Motiven verwendet wurde? Bei NGB handelt es sich offenbar um die Abkürzung für „National-Germanische-Bruderschaft“, die vor allem im Osten Deutschlands wirkt. Der Verfassungsschutz Mecklenburg-Vorpommerns ordnete diese Gruppierung der neonazistischen Szene zu.

In seinem Bericht aus dem Jahr 2005 hieß es unter anderem: „Kameradschaften (wie die NGB) spielten eine zentrale Rolle bei der personellen und logistischen Unterstützung der NPD im Bundestagswahlkampf 2004“. Der Appell von Lierenfeld richtet sich an die Dormagener, „wachsam zu sein und verdächtige Beobachtungen der Polizei zu melden“.

Wie vor zehn Tagen an der Moschee konnten auch jetzt die Täter in Hackenbroich offenbar unbeobachtet und ungestört ihr Unwesen treiben. Heute will Lierenfeld mit den Sicherheitsbehörden den Vorfall beraten. An den betroffenen Schulen herrscht Entsetzen: „Wir verurteilen dies auf das Schärfste“, sagte Barbara Krieger, stellvertretende Schulleiterin des Leibniz-Gymnasiums, im Namen bei Schulen. „Unsere Priorität haben jetzt die Schüler, die alles über die sozialen Netzwerke verfolgen können. Wir werden am Mittwochintern beraten, wie wir diesen schlimmen Vorfall, den wir nicht als Angriff auf die Schulen sehen, mit den Schülern verarbeiten können.“

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