Leerstand in Flüchtlingsheimen weitet sich aus

Die freien Plätze dienen als Reserve, solange die Frage des Familiennachzugs ungeklärt ist.

Leerstand in Flüchtlingsheimen weitet sich aus
Foto: Tinter

Dormagen Die Belegung der Dormagener Flüchtlings-Unterkünfte liegt bei fast 80 Prozent, wie Volker Lewerenz, Leiter des städtischen Fachbereichs für Integration, mitteilte: „Wir haben 1024 Plätze, von denen 212 frei sind.“ Allerdings sei in der Belegungs-Berechnung von 79,3 Prozent der hohe Anteil an Mietwohnungen, in denen 274 Flüchtlinge wohnen, enthalten, wie er den Mitgliedern des Integrationsrates vor Augen führte. Die Belegungs-Werte nur für die Unterkünfte liegen bei 71,7 Prozent.

Robert Krumbein, Erster Beigeordneter

So ist die kleinere Unterkunft am Lupinenweg in Rheinfeld mit 38 Flüchtlingen voll belegt, gefolgt von der neuen temporären Unterkunft in Rheinfeld Zu den Maieichen mit 95,6 Prozent Belegung, der an der Elsa-Brändström-Straße in Hackenbroich mit 75,3 Prozent und dem Welcome-Center mit 74,8 Prozent. Die Belegung am Walter-Reuber-Weg in Delhoven liegt bei 68,9 Prozent, während es am Rudolf-Harbig-Weg in Horrem 60 Prozent sind und an der Marie-Schlei-Straße in Nievenheim nur 56,7 Prozent.

Wie die Stadt mit den freien Plätzen umgeht, müsse noch entschieden werden, so Lewerenz. Er erinnerte daran, dass die vorübergehende Unterkunft im alten Archiv an der Dormagener Straße in Hackenbroich aufgegeben wurde und die Unterkunft an der Piwipper Straße inzwischen „leergezogen“ wurde.

Zudem sind die jungen unbegleiteten Flüchtlinge, die lange Zeit in der Juma an der Kölner Straße untergebracht waren, ins Welcome-Center umgezogen. Der Träger, das Diakonische Werk, habe angekündigt, die Juma Ende April aufzugeben, da dieses Spezialangebot so nicht mehr benötigt werde. „Die Stadt wird die jungen Flüchtlinge, deren Zahl erheblich weniger geworden ist, in geeigneten anderen Unterkünften unterbringen“, sagte Fachbereichsleiter Lewerenz. Statt knapp 40 junger Alleinstehender vor mehr als zwei Jahren werden es im Sommer nur noch sieben sein.

„Wir haben bisher Rücksicht genommen auf die noch ungeklärte Situation des Familiennachzugs“, erläuterte der Erste Beigeordnete Robert Krumbein die Anzahl der freien Plätze. Da erhalte die Stadt bald Sicherheit, weitere Maßnahmen zu ergreifen. „Vielleicht können wir auf angemietete Objekte früher als geplant verzichten“, meinte Krumbein, der darauf hinwies, dass die fünf neuen Unterkünfte nur bis 2019 genehmigt seien, mit Option für weitere drei Jahre. „Ihre Nutzung ist zweckgebunden“, betonte Krumbein, der eine Umwidmung in eine Kita für rechtlich nicht möglich erachtet.

Aktuell rechne er nicht mit neuen Zuweisungen von Flüchtlingen. Denn Dormagen ist weiterhin die einzige Kommune im Rhein-Kreis Neuss, die die vorgegebenen Erfüllungsquoten zu mehr als 100 Prozent erreicht: Nach dem Aufenthaltsgesetz für anerkannte Flüchtlinge liegt die Quote bei 111,45 Prozent, nach dem Flüchtlingsaufnahmegesetz bei 102,35 Prozent.

Zum 20. Februar lebten in Dormagen 790 Flüchtlinge mit Aufenthaltserlaubnis, 315 mit einer Gestattung, 105 sind geduldet, das heißt, ihre Abschiebung ist vorübergehend ausgesetzt, und 172 mit Niederlassungserlaubnis. Waren im Vorjahr 20 Flüchtlinge freiwillig ausgereist, gab es 2018 noch keine freiwillige Ausreise, elf sind in Vorbereitung. Bei den Abschiebungen wurden 2017 in Dormagen 13 vollzogen, dieses Jahr bereits zwei, fünf sind in Vorbereitung. Sechs Flüchtlinge sind 2018 untergetaucht.

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