Langer Weg zur Inklusion

Kinder und Jugendliche mit Behinderung sollen alle Schulen nutzen können.

Neuss. Kompliziert ist die Materie, Jahre alt sind die Vorgaben, angefangen mit der UN-Konvention von 2009, und mit der Umsetzung tun sich Politik und Verwaltung auf allen Ebenen schwer.

Das Thema Inklusion steckt, trotz des Engagements und des guten Willens vieler Beteiligter, voller Schwierigkeiten. In Neuss, das in seinen Bemühungen im Landesvergleich noch gut da steht, wird nun ein „Handlungskonzept Inklusion“ erarbeitet.

Diesen Beschluss traf am Donnerstagabend der Schulausschuss. Ziel, so heißt es, sei die Entwicklung eines inklusiven Bildungssystems in staatlich-kommunaler Verantwortungsgemeinschaft. Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen soll der Zugang zu allen Bildungseinrichtungen ermöglicht werden.

Bis dahin ist es ein langer Weg. In den Kitas gab es im Kindergartenjahr 2011/12 knapp 5000 Plätze, 99 davon standen für Kinder über drei Jahren mit Behinderungen zur Verfügung. Der Bedarf steigt: Obwohl neue Plätze geschaffen wurden, kamen nicht alle Kinder mit Förderbedarf unter.

In vier der 25 Grundschulen gibt es derzeit gemeinsamen Unterricht (GU) in integrativen Klassen. In der Grundschule Die Brücke, die wegen ihres Engagements schon so manchen Preis abgeräumt hat, gilt der „GU“ in 13 von 14 Klassen.

In der Kyburg-Grundschule trifft das auf sieben von zwölf Klassen, an acht von zwölf Klassen gibt es an der St. Konrad-Schule den integrativen Unterricht, an der Friedrich-von-Bodelschwingh-Schule sind es zwei von acht Klassen. Im Grundschulbereich liegt Neuss damit statistisch deutlich über dem Mittelwert des Landes.

Schwer wird es beim Übergang zu weiterführenden Schulen. Anders als beim Wechsel von Kitas zu Grundschulen, der durch Kooperationen erleichtert wird, fehlt es in der zweiten Phase von der Grundschule zur weiterführenden Schule an entsprechenden Konzepten.

Die erste integrative Lerngruppe an einer weiterführenden Schule in Neuss wurde 2001/02 an der Realschule Südstadt eingeführt, dort gibt es mittlerweile in jeder Jahrgangsstufe eine integrative Lerngruppe.

Einen inklusiven Ansatz verfolgt seit einigen Jahren auch die — nun auslaufende — Hauptschule Gnadentaler Allee. Die Maximilian-Kolbe-Hauptschule hat jetzt mit integrativem Unterricht begonnen. Und die neue Gesamtschule Nordstadt verfolgt ihren inklusiven Ansatz, indem sie Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf auf alle Klassen verteilt.

Bis auf die Gymnasien gibt es somit an allen Schulformen integrativen Unterricht. Mit deren Schulleitern führe sie gerade konstruktive Gespräche, sagt Schuldezernentin Christiane Zangs.

Mit dem Handlungskonzept sollen die Bemühungen verstärkt und organisatorisch geregelt werden. Eine Lenkungsgruppe mit vielen Beteiligten wird sich noch in diesem Jahr konstituieren.

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