Kulturaustausch: "Zeichen setzen, dass Muslime zu Neuss gehören"

Puzzle-Frauen fördern Kulturaustausch: Sahlep und Gebäck auf dem Weihnachtsmarkt angeboten.

Neuss. Es duftet verführerisch nach Gewürzen und in heißem Fett brutzeln kleine gefüllte Teigtaschen. Serviert werden sie von drei Frauen, die mit ihren Kopftüchern unter den vielen Nikolausmützen auf dem Neusser Weihnachtsmarkt doch ein wenig exotisch wirken. Die drei sind Mitglieder des Vereins „Puzzle-Frauen für Toleranz und Dialog“, der sich zum Ziel gesetzt hat, durch die Begegnung unterschiedlicher Kulturen gegenseitigen Respekt und Toleranz zu fördern.

Dass das gegenseitige Kennenlernen sehr gut über kulinarische Genüsse funktioniert, haben die Puzzle-Frauen bereits durch die Organisation von interkulturellen Frühstücken oder Kochkursen erfahren. Auch auf dem diesjährigen Stand der Puzzle-Frauen auf dem Neusser Weihnachtsmarkt erleben die Besucher, wie gut Çig Börek (frittierte, gefüllte Teigtaschen), Sahlep (heiße Milch mit Ingwer und Zimt) oder ein starker Cay (Tee) in die christliche Adventszeit passen.

„Als wir das erste Mal mit unserem Stand auf dem Weihnachtsmarkt vertreten waren, gab es schon ein paar kritische Fragen, was wir denn als Muslime mit dem christlichen Fest zu tun hätten. Aber inzwischen haben wir sehr viel positiven Zuspruch“, freut sich Durdu Yavuz, die Gründerin des Vereins.

Als die Puzzle-Frauen sich 2008 gründeten, waren es es sieben Frauen, die Verständnis dafür schaffen wollten, dass „jeder Mensch und jede Kultur ein Teil der Gesellschaft ist“, wie es in der Vereinssatzung heißt. Oder, wie es Durdu Yavuz formuliert: „Wir wollten ein Zeichen setzen, dass Muslime zu Neuss gehören.“ Oft geschehe es, dass Jugendliche unterschiedlicher Kulturen zwar ihre Schulzeit gemeinsam verbrächten, sich danach jedoch wieder aus den Augen verlören und gerade der private Kontakt sorge für gegenseitiges Verständnis und Respekt, sagt Yavuz.

Mittlerweile ist der Verein auf 37 Mitglieder angewachsen, die sich für mehr Wissen übereinander und einen offenen Umgang miteinander einsetzen. Eine von ihnen ist die 22-jährige Mathematik- und Philosophiestudentin Yasemin Oran. Sie bezeichnet sich selbst als „deukisch’“ und schätzt an der Arbeit im Verein, dass sich dort so viele unterschiedliche Kulturen begegnen. „Sogar unsere Gebäcktüten spiegeln das wieder. Es sind deutsche, tschechische, türkische, russische, polnische und französische Plätzchen und alle schmecken köstlich“, lacht sie.

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