Kreis Neuss: Kreis springt für Kommune ein

Sport: Kreisausschuss stimmt für den Bau einer Ringerhalle am BBZ in Dormagen.

Rhein-Kreis Neuss. In der Sache waren sich die Mitglieder des Kreisausschusses am Mittwochnachmittag schnell einig. Die Ringerhalle in Dormagen soll gebaut werden. Auch bei der Standortfrage kam eigentlich nur das Berufsbildungszentrum (BBZ) infrage, da die Verkehrsanbindung im Vergleich zur Alternative Norbert-Gymnasium besser sei und auch größere Synergieeffekte erhofft werden, weil diverse Schulen die Halle mitnutzen könnten.

Bei der Bewertung dieser Entscheidung machten jedoch die Ausschussmitglieder aller Parteien massive Bauchschmerzen geltend. Hintergrund: Der Rat der Stadt Dormagen hatte es mit Verweis auf die leere Haushaltskasse mehrheitlich abgelehnt, den Eigenanteil der Kosten zu übernehmen. Der Kreis sollte einspringen, obwohl der sich bei so einer kommunalen Aufgabe, die auch dem Breitensport dient, bisher eigentlich immer rausgehalten hatte.

Eine "krasse Fehlentscheidung und Eselei" nannte etwa Rainer Thiel (SPD) diesen Ratsbeschluss, der auf Initiative der Dormagener FDP zustande gekommen sei, die nur einen Dummen gesucht hätte, der alles zahlen soll. Erhard Demmer von den Grünen setzte noch einen drauf: "Das ist unendlicher Dilettantismus und politische Erpressung."

Dennoch stimmte man dem Beschlussvorschlag der Kreisverwaltung zu. Und das hatte einen Grund: Von den 700000 Euro Investitionskosten würde das Land 80 Prozent übernehmen. "Aber auch nur, wenn diese Mittel noch dieses Jahr abgerufen werden", mahnte Jürgen Steinmetz, Vertreter des Landrats, zur Eile. Der Kreis muss knapp 80000 Euro beisteuern, der AC Ückerath hat sich bereit erklärt, 60000 Euro zu übernehmen.

Der Verein hat es wegen seiner kontinuierlich guten Arbeit in den vergangenen Jahrzehnten erreicht, dass Dormagen im Vorjahr vom Deutschen Ringerbund zum Bundesleistungsstützpunkt für weibliches Ringen ernannt wurde. Es ist der einzige Bundesleistungsstützpunkt im Rhein-Kreis Neuss. "Dieser Status wird Dormagen jedoch wieder aberkannt, wenn die neue Halle nicht spätestens 2012 gebaut wird. Die vorhandene ist zu klein und die bauliche Substanz total veraltet", betonte Steinmetz.

Das wiederum würde nicht nur den AC Ückerath hart treffen, sondern auch die Pläne des Kreises zunichte machen, sich als eines von 15 bis 20 in Deutschland geplanten regionalen Leistungssportzentren zu bewerben. Damit hängt nicht nur viel Renommee zusammen, es könnten auch reichlich Fördergelder fließen.

Dennoch, so unterstrich Gert Ammermann von der CDU: "Auch wenn wir das jetzt machen, bedeutet dies keine Kehrtwende bei der gängigen Praxis." Man wolle nicht ein Signal an die Kommunen senden, "jetzt zahlt alles der Kreis".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort