Kraftwerk ist nun im „Dornröschenschlaf“

Zwei Blöcke in Frimmersdorf sind stillgelegt. Es gibt aber eine Sicherheitsbereitschaft.

Kraftwerk ist nun im „Dornröschenschlaf“
Foto: Henning Kaiser

Grevenbroich. Der Strukturwandel hat begonnen: In der Nacht zu Sonntag sind zwei 300 Megawatt-Blöcke des Braunkohlenkraftwerks Frimmersdorf stillgelegt worden. Weitere drei folgen in Niederaußem und Neurath. Davon betroffen sind 800 bis 1000 Arbeitsplätze bei RWE in den Kraftwerken, den Tagebaubetrieben und den Querschnittsfunktionen, berichtet Tilmann Bechthold, Leiter der Kraftwerke Frimmersdorf und Neurath. Diese Arbeitsplätze würden schrittweise abgebaut.

Außerdem sei damit zu rechnen, dass bei Partnerfirmen von RWE in der Region weitere Arbeitsplätze verloren gehen, räumt Bechthold ein. Mit der gestrigen Stilllegung von Frimmersdorf werde die Belegschaft, die nicht ohnehin in den Ruhestand gehe, zunächst noch auf andere Betriebsfelder bei RWE verteilt, sagt Konzernsprecher Olaf Winter.

Das Kohlekraftwerk Frimmersdorf war zu früheren Zeiten eines der größten Deutschlands. Es hatte europaweit aber auch den Makel, einer der größten CO2-Emitenten zu sein. Während in der vergangenen Woche schon rege Betriebsamkeit im Frimmersdorfer Kraftwerk herrschte, weil das restliche Kohlelager komplett abgefeuert werden musste, wurden die Blöcke am Samstag nacheinander heruntergefahren, um die Stromerzeugung bis spätestens Mitternacht zu beenden. Dabei mussten die beiden Grabenbunker, die Kesselbunker sowie die Kalkvorräte für die Rauchgasentschwefelungsanlage mit dem Abfahren punktgenau leer gefahren werden, wie der Kraftwerksleiter erläuterte. Sonst hätte die Belegschaft zum Abschluss noch tonnennweise Kohle schaufeln und entsorgen müssen.

Doch in der nun vierjährigen Zeit der sogenannten Sicherheitsbereitschaft „schläft“ das Kraftwerk noch nicht endgültig. „Die Mannschaft wird über das Ende des Leistungsbetriebs hinaus alle Hände voll zu tun haben, um die Nebenanlagen herunterzufahren, Betriebszustände abzusichern und Komponenten freizuschalten“, zählt Bechthold auf.

Bis gestern habe das Kohlekraftwerk Frimmersdorf etwa 450 Haushalte in Frimmersdorf, Gustorf und Gindorf mit Fernwärme versorgt. „Ab sofort erhalten diese Menschen ihre Wärme aus Neurath“, sagt Bechthold. Allerdings müssten für den Ausfall der Stromerzeugung in Frimmersdorf nun im Wesentlichen andere konventionelle Kraftwerke in Deutschland einspringen.

Das Kraftwerk wurde „in den Dornröschenschlaf“ versetzt, wie es RWE-Tagebauleiter Lars Kulik nennt. Es gibt aber auch ein Szenario, im Notall die Anlage innerhalb eines Tages wieder hochzufahren. Ein solcher Notfall träte ein, wenn sich eine länger andauernde Extremsituation (harter Winter) in Deutschland abzeichnen würde. „Aber der Übertragungsnetzbetreiber Amprion darf die Kapazität der Blöcke in Sicherheitsbereitschaft nur abrufen, wenn das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie zuvor den Krisenfall aufgrund einer Versorgungsstörung ausgerufen hat“, sagt Bechthold.

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