Klassiknacht: Wunderkerzen zu La Bohème

Kammerakademie spielte zum zehnten Geburtstag im Rosengarten „Best of Classics“.

Neuss. Klassiknacht im Rosengarten - das ist fast "same procedure as every year": Immer gleich sind die besorgten Blicke zum Himmel am regnerischen Nachmittag, die Erleichterung am Abend, wenn sich die Sonne doch noch hinter den grauen Wolkenpaketen blicken lässt.

Also heißt es Kerzenleuchter putzen, Getränke in der Kühlbox verstauen, Körbe packen, im Eilschritt zum Lieblingsplatz und das erste Glas Rotwein genießen.

Für den Großteil der Besucher ist die Vorbereitung auf das Open-Air-Spektakel inzwischen ebenso zum lieb gewonnenen Ritual geworden wie das Picknick selbst. Man kennt sich, man trifft sich, man plaudert und genießt das Spiel des Orchesters. Neuss Marketing, 3M und die Deutsche Kammerakademie unter Leitung von Chefdirigent Lavard Skou-Larsen präsentierten zum zehnten Mal das Konzert unter freiem Himmel.

Zum Jubiläum wurde mit "Best of Classics" bewusst ein Programm kreiert, das bekannteste und beliebte Werke vorstellte. Höhepunkte waren etwa die Sopranarie aus der Turandot-Oper "Signore ascolta" sowie die Tannhäuser-Ouvertüre, die das Orchester mal geruhsam-feierlich, dann wieder inbrünstig-pathetisch interpretierte. Die junge Sopranistin Inga-Lisa Lehr bezauberte nicht nur in ihrem roten Abendkleid, sondern glänzte auch mit Stimmgewalt.

Mit der Pause kam die Dämmerung und die ersten Windlichter wurden im Park angezündet. Manche Picknicker stärkten sich mit Käsewürfeln oder sauren Gurken aus dem Glas, andere knabberten Salzstangen oder gönnten sich ein weiteres Piccolöchen. Nina (7) schien zwar mehr Interesse für ihren Gameboy zu hegen, doch sie versicherte: "Die Musik ist so schön."

Kulturdezernentin Christiane Zangs eilte gleich nach der Ratssitzung in den Rosengarten. Von Moderator Helmut Schaarschmidt auf der Bühne befragt, ob sie denn schon einmal einen Besuch der Kammerakademie bedauert habe, erzählte sie, dass sie, ganz im Gegenteil, kaum einen Auftritt verpasse und sogar gelegentlich dem Orchester hinterher reise.

Mit der Wilhelm Tell-Ouvertüre von Rossini ging’s beschwinglich weiter, zur "Arie der Mimi" aus La Bohème wurden die ersten Wunderkerzen angesteckt.

Chefdirigent Lavard Skou-Larsen plauderte aus, dass ihn die klassische Musik zwar schon früh begeisterte, er aber mitunter auch den Geigenbogen des Vaters auf seinem Hintern spürte, wenn er nicht fleißig geübt hatte. Heute glaubt der in Brasilien geborene Dirigent: "Musik ist die homöopathische Medizin für die Seele."

Neben der klassischen Zugabe "Pomp and Circumstance" von Edward Elgar und Feuerwerk, widmete Skou-Larsen zuvor noch Pop-Ikone Michael Jackson ein Stück - und zwar "Star Wars" von John Williams: "Ihm hätt’s gefallen", so der Dirigent.

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