Kita auf Parkhaus möglich

Ein Architekt aus Nürnberg hat eine Idee, wie sich der kurzfristige Kita-Mangel beheben ließe.

Kita auf Parkhaus möglich
Foto: Querwärts

Neuss. Bis zum Jahr 2022 soll das Gebäudemanagement (GMN) 30 Kindergärten errichten. Diese Mammutaufgabe, die gestern in den Entwurf eines GMN-Wirtschaftsplans eingearbeitet wurde, führt dazu, dass noch einmal alle erdenklichen Flächen auf ihre Kita-Tauglichkeit untersucht werden. Dabei rücken auch unkonventionelle Orte in den Blick — wie das Dach des Rheintor-Parkhauses. 2020 könnten dort schon 100 Kinder spielen.

Die Idee ist für Neuss neu, andernorts wurde sie schon mit gutem Erfolg umgesetzt. „Das größte Hindernis sind immer die Sorgen der Verwaltung“, sagt Patrick Schreiner vom Nürnberger Architekturbüro „querwärts“. Schreiner selbst hat 2015 mit der Kita „Wolke 10“ einen Kindergartenbau auf einem Parkhaus umgesetzt, durch die er noch heute mindestens einmal im Monat Architekten, Städteplaner oder Studenten führt. Denn auf diesem Parkdeck entstand mitten in dem höchst-verdichteten Stadtteil Nürnbergs eine echte Oase. „Die ist immer ausgebucht“, sagt Schreiner.

Patrick Schreiner, Architekt

Die Cityparkhaus GmbH unterstützt als Besitzer solche Überlegungen. Denn mit dem Fitness-Studio auf dem Parkhausdach hat erneut ein Pächter pleite gemacht. In dieser Situation ist Geschäftsführer Dirk Reimann gerne bereit, Gedankenspiele in anderer Richtung anzustellen.

„Wow, das ist eine starke Idee“, hatte Jugendamtsleiter Markus Hübner die Idee von der Kita auf dem Dach kommentiert. Auch Jugenddezernent Ralf Hörsken äußerte sich zu „Wolke 7“ — der Arbeitstitel wurde in Anlehnung an das Vorbild aus Nürnberg gewählt —im Stadtrat positiv. Doch Bürgermeister Reiner Breuer warnt vor allzu voreiliger Euphorie. Erstens, weil der Umbau der „Muckibude“ in eine Kita nicht zeitnah möglich ist. Vorrangig ist aber derzeit die Schaffung von sechs provisorischen Kitas bis August, damit für 213 Kinder, die — Stand heute — keinen Kita-Platz bekommen, doch noch eine Lösung gefunden wird. Das sei die erste Zielsetzung. Zweitens müssten auch noch etliche Details geklärt werden, wie Sicherheitsfragen oder die Schaffung von Spielflächen unter freiem Himmel, zum Beispiel.

Schreiner kennt diese Fragen. Den geforderten zweiten Rettungsweg für „Wolke 10“ schuf er in Form eines Feuerwehraufzuges. Auch am Rheintor-Parkhaus stünde dieser Weg durch Ertüchtigung des Lastenaufzuges offen. Das Thema Sicherheit — in Nürnberg ein Knackpunkt im Genehmigungsverfahren.

Ein anderes Problem war für Schreiner die Baustellenlogistik. Doch dieses Problem besteht in Neuss kaum, weil „nur“ umgebaut werden muss. Dabei wird wohl ein Teil der 1800 Quadratmeter großen Fitnesshalle verschwinden müssen. Denn die Kinder brauchen keine zwei Saunen, sondern ein Freigelände — vielleicht mit einem Blick auf St. Quirin und die Dächer ringsrum.

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