Kinder lernen tanzend eine neue Sprache

Miki-Mileva Mircevska hat Erfolg mit ihrem Konzept und möchte die Idee nun weitergeben.

Kinder lernen tanzend eine neue Sprache
Foto: woi

Kaarst. Ihr Temperament ist ansteckend: Selbst wenn sie nur erzählt, fliegen ihre Hände durch die Luft, wippt ihr Körper dabei und lachen ihre Augen dazu. Kein Wunder, dass Kinder begeistert sind, wenn die Diplom-Tanzpädagogin und Sprachdozentin Miki-Mileva Mircevska sie mitnimmt ins Sprachkarussell oder zu den Tänzen um die Welt. Tanzend, singend und spielerisch lernen auch schon die Kleinsten englische, spanische oder slawische Wörter kennen.

Miki-Mileva Mircevska

Denn Mircevska ist ein Sprachentalent. Bis zu ihrem 15. Lebensjahr lebte sie bei ihren Großeltern in Mazedonien, während sich ihre Eltern als Gastarbeiter eine neue Existenz in Deutschland aufbauten. Von Oma und Opa lernte Mircevska aber auch, sich rhythmisch, singend und tanzend durchs Leben zu bewegen. „Bei uns gibt es den Spruch: Sobald man gehen kann, kann man auch tanzen“, sagt sie. Zudem wuchs sie mehrsprachig auf: Neben Mazedonisch beherrscht sie Serbo-kroatisch, Russisch und Bulgarisch. Deutsch, Englisch und Spanisch kamen später hinzu. „Als ich nach Deutschland kam, konnte ich zunächst kein Wort verstehen“, erinnert sich die 45-Jährige. Doch sie lernte schnell die neue Sprache, besuchte dann die Realschule. Nach dem Abschluss lässt sie sich zunächst zur Krankenschwester, später zur Fremdsprachenkorrespondentin ausbilden. Anschließend arbeitete sie 13 Jahre lang bei Henkel in Düsseldorf — zuletzt als IT-Beraterin.

Als das Thema Outsourcing dort akut wurde, besann sie sich auf das, was sie eigentlich schon immer lieber beruflich machen wollte: Tanzen, singen, auf der Bühne stehen. Mit Unterstützung von Henkel — das Unternehmen hatte eine Abfindung gezahlt und sie zudem ein Jahr lang bei voller Bezahlung freigestellt, um einen neuen Berufsstart zu probieren — absolvierte sie eine Ausbildung zur Tanzpädagogin in Köln. Später folgte noch das Diplom am Neusser Off-Theater.

„Mein Wunsch war es, Kindern tanzend und rhythmisch Zugang zu anderen Sprachen und Ländern zu vermitteln“, erzählt sie. Denn die moderne Hirnforschung belege, dass die gleichzeitige kognitive und motorische Stimulation des Gehirns am effektivsten sei für die sprachliche Entwicklung von Kindern. „Wer lernt und sich dazu bewegt, bei dem bleibt das Erlernte länger haften.“ Für Erwachsene gelte das nicht so: „Die haben oftmals zu große Hemmungen.“ Kindern dagegen macht es aber offensichtlich irre viel Spaß. Zahlreichen Kita-Kindern aus Kaarst und umzu hat „Miki“ — wie die selbsternannte Tanzmaus von allen genannt wird — bereits Sprachen und Tänze anderer Länder vermittelt. In Vorst, wo sie in einer physiotherapeutischen Praxis stundenweise Räume gemietet hat, erteilt sie zudem privaten Unterricht.

Das Lehrprogramm sowie die Choreografie hat sie selbst entwickelt. Spielerisch und kreativ lernen die Kinder so Zahlen, Farben, Wochentage oder Monate in verschiedenen Sprachen zu singen. „Es geht nicht darum, eine Sprache perfekt zu lernen“, sagt sie, „sondern die sprachlichen und motorischen Fähigkeiten zu erweitern.“

Wie erfolgreich ihr Konzept ist, hat sie in den vergangenen fünf Jahren unter Beweis gestellt. „2012 hatte ich gerade mal zwei Kinder im Kurs, heute sind es bis zu 180 pro Woche“, so Mircevska. Mittlerweile sind „Mikis tanzende Buchstaben“so erfolgreich, dass sie die Nachfrage nicht mehr allein bedienen kann. Daher will sie ab September ihr Wissen an interessierte Sozialpädagogen, Erzieher, Tagesmütter oder Studenten im Rahmen von Lizenzen weitergeben.

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