Kappessonntagszug: Bunt und ein bisschen schrill

Kalt und sonnig: Beste Stimmung bei den Jecken.

Neuss. Kalt ist’s, aber schön. Die Sonne scheint, als sich Sonntagmittag der Kappessonntagszug in Bewegung setzt, doch klettern die Temperaturen nur knapp über den Gefrierpunkt. Aber das Ausharren der vielen verkleideten Narren an der Strecke hat sich gelohnt. Selten war der Zug in der Vergangenheit so bunt, lebendig und sogar ein bisschen schrill wie in diesem Jahr.

Es ist immer wieder ein Phänomen: Obwohl die blinkenden Lichter der Polizeifahrzeuge auf dem Hauptstraßenzug von weitem bereits sichtbar sind und das Herannahen des Zuges ankündigen, vergeht stets eine gefühlte Ewigkeit, bis Blockleiter Ralf Dienel und der Hopfennarr an der Spitze tatsächlich den eigenen Standort passieren. Aber es dauert halt seine Zeit, bis die 29 Großwagen sich ihren Weg durch die Menschenmasse gebahnt haben.

Mit fröhlichem Schunkeln und dem ein oder anderen Glühwein können die Jecken die Wartezeit aber spielend leicht überbrücken.

Ein besonders beliebtes Kostüm ist die Vokuhila-Prollmatte samt Jogginganzug aus Ballonseide. Das Outfit kennt man noch von Fußball-Bundesligaprofis aus den 80er Jahren. Für ihre Kinder haben Eltern dagegen mit Vorliebe wärmende Tiger- oder Bärenfelle ausgewählt.

„Bunt wie die Welt“ — mit diesem Schriftzug ist der blumenübersäte Wagen der Augustinus-Kliniken, den Behinderte und Nichtbehinderte gemeinsam angefertigt haben, geschmückt. Die Diakonie marschiert dagegen als violette Vampire auf. Ihr Slogan: „Wir beißen nicht.“ Gelungen ist auch die Verkleidung der Gruppe „Jecke us alle Ecke“, die als mobile Bäume unterwegs sind. Ihr Credo: „Der jecke Wald is am leve.“

Abwechslungsreich ist der Zug mit seinen über 3000 Teilnehmern vor allem wegen seiner fantasievollen Vielfalt. Die jugendlichen Footballer der Neuss Frogs sind für den sportlichen Part zuständig, die Blumenkönigin aus Teneriffa auf dem Wagen der BKG Heimatfreunde steht für das Exotisch-Prickelnde, während die Kufenkünstlerinnen des Neusser Schlittschuhklubs ihr akrobatisches Geschick demonstrieren.

Als nicht ungefährliche Wurfgeschosse stellen sich die Pritstifte heraus, die von einem Wagen statt der Kamelle herunterfliegen. Seinen Vorrat an Süßigkeiten hat Prinz Toni dagegen bereits unter das Volk gebracht, als er mit Prinzessin Annelie am Rathaus ankommt. Seine Ankündigung machte er zum Glück nicht wahr: „Ich kann auch mit dem Mikro werfen.“

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