Kaarst: Zehn Jahre Nepal-Initiative - „Ohne Herzblut geht es nicht“

Die Kaarster Nepal-Initiative feiert ihr zehnjähriges Bestehen. Rainer Strauss ist treibende Kraft der Hilfsaktion.

Kaarst. Schneebedeckte Berge, dünne Höhenluft: Für die Schulkinder im nepalesischen Pokhara beginnt der Tag mit Morgengebeten und Gesang. Konzentriert und diszipliniert arbeiten die Kinder den Unterrichtsstoff auf. Es gibt eine Hausaufgabenbetreuung und einen Computer-Raum. Lehrer Deepak Gurung ist streng, aber beliebt. Bis vor kurzem war der Unterricht im Boarding-House in Nepals zweitgrößter Stadt keine Selbstverständlichkeit. Erst durch die Unterstützung der Kaarster Nepal-Initiative (KNI) ist es gelungen, das ehemalige Hotel anzumieten und zu einer Schule für 50 Kinder umzufunktionieren.

Das Projekt ist nur eines von vielen, das die Initiative, die an diesem Wochenende ihr zehnjähriges Bestehen feiert, in den vergangenen Jahren realisieren konnte. Maßgeblich verantwortlich für den Erfolg ist neben Peter Laumen Gründungsmitglied Rainer Strauss, dessen Engagement aus dem üblichen Rahmen des Ehrenamts herausragt. "Vielleicht bin ich der Motor, aber ohne Räder bewegt sich ein Fahrzeug nicht", sagt Strauss ganz uneitel. Nepal habe ihn nie wieder losgelassen, seitdem er das Land erstmals durchquerte. 17Mal bereiste er mittlerweile die junge Republik. "500000 Euro an Spendengeldern konnten wir in zehn Jahren investieren. Das entspricht in Nepal einer Kaufkraft von 5 Millionen Euro", freut sich Rainer Strauss. Das Geld kam über Patenschaften, Sponsoren, Basare und Benefizkonzerte zusammen. "Vor zehn Jahren haben wir mit drei Patenschaften begonnen, heute werden 75 Kinder und 15 Studenten gefördert." Die Spendengelder für Paten und Projekte stammen zu 95 Prozent aus Kaarst und dem Kreis. "Das funktioniert nur, wenn man es transparent macht und mit Herzblut betreibt", sagt der 68-Jährige. Das Ergebnis spricht für sich: Mehr als 100 Personen haben in den vergangenen zehn Jahren Patenschaften übernommen.

Im ländlichen Nepal ist es nicht die Regel, dass Kinder eine Schule besuchen, berichtet Strauss, stattdessen werden sie früh in die häusliche Arbeit eingebunden oder müssen für den Lebensunterhalt sorgen. "Wenn überhaupt, besuchen meist die jüngeren Geschwister eine Schule", erzählt der Kaarster. Vor allem Frauen seien stark benachteiligt. "Das hat zur Folge, dass fast 85Prozent der Frauen nicht lesen und schreiben können."

Oft wird in den Bergdörfern noch mit offenen Feuerstellen geheizt und gekocht. Das Feuer ist vor allem für Kinder gefährlich: Viele ziehen sich schwere Verbrennungen zu. Damit solche Brandverletzungen erst gar nicht entstehen können, kümmert sich die KNI um die Anschaffung und Verbreitung von kleinen Lehm-Öfen. Im Kathmandu-Tal konnten bislang mehr als 5000 Öfen gebaut werden. Strauss wird im März erneut ins Himalaya reisen, um den Bau neuer Öfen in Pokhara und Mirlung zu unterstützen. "Ein qualmfreier Ofen kostet nur 7 Euro. Die Nepalis müssen das jetzt selbst umsetzen. Es ist wichtig, den Menschen einen Weg zu zeigen, wie sie sich selbst helfen können." Zu den vertrauten Partnern vor Ort gehört auch Lehrer Deepak Gurung, der die Boarding School mit seiner Frau leitet. "Er begeistert mich, und das wiederum motiviert mich."

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