Kaarst/Mettmann: Ausbau mit Verspätung?

Die Strecke kann bis nach Viersen verlängert werden – wenn der Verkehrsverbund eine Notwendigkeit sieht.

Kaarst/Mettmann. Es reicht ja schon, wenn sich Regiobahn-Geschäftsführer Joachim Korn über vereiste Weichen der Bundesbahn ärgert, die zu unnötigen Verspätungen der Züge führen. Wenn aber der Hersteller von Achswendegetrieben das Verkehrsunternehmen mit den nötigen Ersatzteilen hängen lässt und deshalb die Talent-Triebwagen zwischen Kaarst und Mettmann nicht pünktlich an den Start gehen, dann steigt der Blutdruck des Regiobahn-Geschäftsführers spürbar. Ohnehin gibt es bei dem Verkehrsunternehmen in den kommenden Monaten noch eine Menge zu tun. Schließlich feiert die Regiobahn in diesem Jahr ihren zehnjährigen Geburtstag.

Ob das Jubeljahr für den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) Grund genug ist, grünes Licht für die lang geplante Verlängerung nach Wuppertal-Vohwinkel zu geben? Fest steht, dass das Finanzierungsmodell Public Private Partnership (PPP) für die benötigten 32 Millionen Euro für den Bau der etwa 5,7 Kilometer langen Strecke sowie den Betrieb vom Tisch ist.

Für den neuen Streckenabschnitt könnten jetzt öffentliche Gelder eingesetzt werden - wenn der VRR von der Notwendigkeit der Strecke überzeugt ist und sich ein 20-Minuten-Takt rentiert. Ähnliches gilt auch für die Verlängerung der Regiobahn über Kaarst hinaus nach Viersen und Venlo. Auch hier muss der VRR von der Notwendigkeit dieser Strecke überzeugt sein - selbst wenn Kommunalpolitiker im Kreis Viersen von europäischen Fördertöpfen träumen.

Auch ohne Ausbaupläne hat die Regiobahn genügend Baustellen offen. Dazu gehört die alte Bogenbrücke über den Nordkanal (in Höhe der Autobahn), an deren Bausubstanz der Zahn der Zeit gewaltig nagt, so dass nur ein Neubau in Frage kommt. Korn hofft, dass im Jahr 2010 das Planfeststellungsverfahren läuft und dann mit dem Bau begonnen werden kann. 1,3 Millionen Euro soll die Brückenerneuerung kosten, 80 Prozent davon stammen aus der Landeskasse.

Und noch eine Zahl: Liebend gerne hätte Korn schon im vergangenen Jahr bei den Fahrgastzahlen die magische Grenze von 20 000 täglichen Beförderungen geknackt. Geworden sind es aber 19 900. Eine Befragung ergab, dass 80 Prozent der Regiobahn-Fahrgäste Stammkunden mit einer Monats-Abokarte sind, 47 Prozent zu Fuß zu den Haltestellen kommen und drei Prozent unzufrieden mit der Pünktlichkeit und den Fahrgastinformationen sind. "Aber auch nur auf dem Abschnitt, auf dem wir von der Bundesbahn abhängig sind", so Korn.

380 000 Euro hat die Regiobahn mit Unterstützung des Landes für den Ausbau des Parkplatzangebotes in Mettmann-Stadtwald ausgegeben - und noch immer herrscht dort Mangel. "Ein potenzieller Fahrgast, der sein Auto dort abstellen will, kommt nur einmal. Wenn er keinen Parkplatz findet, fährt er wieder weg", weiß Korn.

Seine Vision: Wenn es Regiobahn-Kunden gibt, die bereit sind, einen festen Parkplatz für einen vernünftigen Preis zu mieten, dann sollte man über eine Art Parkhaus nachdenken. Vorausgesetzt, ein privater Investor ist mit im Boot, denn für diese Art von Parkplätzen gibt es keine Zuschüsse der öffentlichen Hand. Ebenfalls 380 000 Euro wurden für den Ausbau des Parkplatzes im Neandertal eingesetzt.

Rund 120 000 Euro lässt sich die Regiobahn den Bau einer Kundentoilette am Stadtwald kosten. Das selbstreinigende Örtchen in Alu-Look muss europaweit ausgeschrieben werden - und trotzdem hofft Korn, dass es seine Premiere beim Sommerfest der Regiobahn im August haben wird.

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