Kaarst knackt Marke von 1300 Schützen

Mehr Schützen als je zuvor sind bei dem Umzug der Kaarster Sankt Sebastianer mitmarschiert. Das Königspaar Dirk I. und Lucia Andreas war überwältigt.

Kaarst. Zwischen Pathos und ausgelassener Fröhlichkeit schwankt die Stimmung, wenn in Kaarst Schützenfest gefeiert wird. Was ebenfalls auffällt: Die Kaarster Sankt Sebastianer strotzen nur so vor Selbstbewusstsein, und dafür gibt es viele gute Gründe: „Wir haben erstmals die Marke von 1300 Schützen, die mitmarschieren, geknackt, hinzu kommen rund 380 Musiker“, hatte Präsident Claus Schiffer bei der Eröffnung am Samstagmittag verkündet, kurz bevor Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus das erste Fass anstach.

Alles andere als selbstverständlich: Es gibt vier neue Züge — und es droht auch nicht die Schmach, ohne neuen Schützenkönig dazustehen: Bereits vor einigen Wochen hatte sich ein seriöser Kandidat in die Schießliste eingetragen. „Er war schon mal Minister“ — mehr wollte Claus Schiffer nicht verraten. Doch noch regieren Dirk I. Andreas mit Königin Lucia.

Ein Kompliment hat umso mehr Gewicht, wenn es von einer angesehenen Persönlichkeit stammt, die auch noch jenseits des Nordkanals zu Hause ist: Franz-Josef Kallen, seit 54 Jahren Schütze in Büttgen, hatte jetzt so manche Stunde in Kaarst verbracht und gestand: „Ich bin beeindruckt, das muss ich schon sagen. Das hat einfach Stil hier.“ Das dürften einige Tausend Menschen ähnlich gesehen haben, denn sowohl das riesige Festzelt als auch der Festplatz waren sehr gut besucht. Der Festplatz ist auch genau das richtige Ziel für alle, die gerne mal bis ans Limit gehen: Dafür bot sich der 3,50 Euro teure Trip auf dem „Breakdance“ an, der allerdings nichts für Zeitgenossen mit empfindlichen Magennerven ist. Das Gekreische der Fahrgäste übertönte regelmäßig die laute Musik.

Franz-Josef Kallen, Schütze aus Büttgen

Kaarst knackt Marke von 1300 Schützen
Foto: Anja Tinter

Anstrengend mag der Gang ins Freie bei rund 30 Grad im Schatten für die Senioren in den beiden Kaarster Altenheimen gewesen sei. Trotzdem waren die Platzkonzerte am Samstag sehr gut besucht, alte, schöne Erinnerungen wurden wieder wach. Schützenkönig Dirk I. Andreas schwärmte: „Es ist einfach überwältigend.“ Er dachte da vor allem an den Moment, als die Generalität mit den Sappeuren an der Residenz vorbeikam, um die Maie zu setzen. Das Kaarster Schützenfest ist wie ein Mosaik, dass sich aus unzähligen solcher Steinchen zusammensetzt, die alle zusammen ein tolles Bild ergeben.

Beeindruckend auch, dass Winfried Pilz, von 1990 bis 2000 Präses der Kaarster Bruderschaft, eigens von seinem Wohnsitz an der polnisch-tschechischen Grenze angereist war. „Ich bin aus einer großen Verbundenheit heraus gekommen: Dirk Andreas und sein Minister Daniel Stroh gehörten zu meinen letzten Messdienern und sie waren immer sehr treue und zuverlässige Jungs“, sagte der 78-Jährige.

Mats Küff vom Grenadierzug „Freunde im Frack“ hatte vor einigen Jahren im Rahmen eines Schüleraustauschs Chris aus New York kennengelernt. Der war jetzt nach Kaarst gekommen und feierte begeistert mit. König Dirk I. Andreas hatte Farbe für das Bemalen der Fahrräder, die an die Flüchtlinge übergeben werden, spendiert. Als Dank hatte ihn Necati vom Kunstcafé EinBlick auf einem Rad gemalt.

Gestern ließ sich im Gegensatz zur Wettervorhersage doch noch die Sonne blicken bei der Totenehrung mit Großem Zapfenstreich am Kriegerehrenmal. Das Bundestambourcorps Nettesheim-Butzheim spielte den „Trauerwirbel“ in Dauerschleife, während sich das Regiment aufstellte. Blumenhörner säumten den Weg hin zu Ehrenmal.

Brudermeister und Präsident Claus Schiffer mahnte, das Denkmal dort zu belassen, wo es seit Urzeiten steht. Überlegungen, es umzusetzen, wurden von vielen Schützen diskutiert. Etliche von ihnen mutmaßten, der Platz solle für einen Kreisverkehr genutzt werden. „Vielleicht fehlt es ja an Heimatgefühl, wenn man auf die Idee kommt, das Kriegerehrenmal hier wegzunehmen“, sagte Schiffer.

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