Kaarst hütet die heiligen Gaben

Auch heutzutage finden Gold, Weihrauch und Myrrhe teilweise noch Verwendung.

Kaarst hütet die heiligen Gaben
Foto: Archiv

Kaarst. Zuerst besuchten die armen Hirten das Jesuskind, dann kam mit den Heiligen Drei Königen das Kontrastprogramm zur Krippe: Caspar, Melchior und Balthasar stehen für die damals bekannten Kontinente Europa, Asien und Afrika. Ihre Gaben Gold, Weihrauch und Myrrhe waren nicht nur die wichtigsten Arzneimittel der damaligen Zeit und für viele Menschen unerschwinglich, sondern besaßen zugleich hohe Symbolkraft: Gold stand für die Königswürde Jesu Christi, Weihrauch für seine (spätere) Würde als Hoher Priester und Myrrhe für ein von Gott gesandtes Erlösertum. Wo finden wir heute Spuren dieser Gaben in Kaarst?

Bei Goldschmiedemeister Patrick Lessmann in Büttgen funkelt das Edelmetall im Schaufenster. „Gold hat durch seine mühsame Gewinnung einen großen materiellen Wert. Bei den Kunden genießt es hohes Ansehen, denn persönliche Wünsche können umgesetzt werden“, sagt der 42-Jährige.

Beliebt ist zum Beispiel das Konfigurieren von Trauringen, so dass diese Zeichen von Liebe zu Unikaten werden. „Gold ist nie weg. Es kann eingeschmolzen und neu verarbeitet werden“, sagt Lessmann.

Die Weihrauchspur lässt sich am besten erschnüffeln: Wenn es in der Kirche „qualmt“ — manche behaupten stinkt — weiß der erfahrene Gottesdienstbesucher, dass das Harz des Weihrauchbaumes im Einsatz ist. Laura Blume, Messdienerleiterin der katholischen Sankt-Martinus-Gemeinde, verrät, wie der Rauch entsteht: Zuerst werden Holzkohlestücke auf einer Steinplatte erhitzt und in das Fässchen gelegt. Durch Schwenken erhält die Kohle Sauerstoff und beginnt zu glühen. Anschließend verteilen die Messdiener Weihrauchkörner auf der Kohle — der charakteristische Rauch entfaltet sich. „Es gibt 30 Arten von Weihrauch — wir haben viele getestet und benutzen jetzt die Sorte ‚Heilige Drei Könige‘“, erzählen die Messdiener. Wie passend. Diese Heiligen Drei Könige verursachen kein Kratzen im Hals, wie es bei der Sorte „Rosenweihrauch“ der Fall war. Überhaupt habe man immer das Wohlergehen von Priestern, Messdienern, Gottesdienstbesuchern und Chorsängern im Blick — letztere seien durch den nach oben steigenden Rauch Richtung Orgelempore besonders „betroffen“.

Kreislaufprobleme gehen meistens auf eine falsche Atemtechnik zurück, da angesichts des Rauchs das Atmen vermieden und Sauerstoffmangel riskiert werde, erläutert Pfarrvikar Gregor Ottersbach. Die liturgische Aufgabe des Weihrauchs: „Das Gebet steigt wie der Weihrauch zum Himmel auf“, sagt er.

Die Spur der Myrrhe dagegen verliert sich in der Pharmazie. Das Gummiharz der Balsambaumgewächse in Somalia findet kaum noch Verwendung. „Es hat sich nicht durchgesetzt“, sagt Peter Kalscheuer von der Martinusapotheke. Er führt derzeit nur ein Präparat, das Myrrhe enthält: eine intensiv schmeckende Tinktur bei Entzündungen der Mundschleimhaut.

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