Kaarst: Engagement - „Sein Schicksal bewegte viele“

Die Initiative „Keiner lebt für sich allein“ erledigt mehr als nur Behördengänge.

Kaarst. Der Leitsatz ist einprägsam. Die Geschichte dahinter ist es auch. "Keiner lebt für sich allein" heißt eine Initiative des Förderkreises Holzbüttgen, die alleinstehenden, mitunter schwerkranken Menschen in Kaarst helfen will. "Wenn sich keiner zuständig fühlt, sind wir es", sagt Franjo Rademacher, Vorsitzender des Förderkreises.

Die Hilfsaktion entstand aus Anteilnahme um das Schicksal von Armin S. Der 49-jährige Wäschereifahrer aus Kaarst erkrankte im Sommer unheilbar an Krebs. Innerhalb kurzer Zeit magerte er ab und war schnell auf magenschonende Astronautenkost angewiesen.

Finanzielle Probleme stellten sich ein, der schwerkranke Mann musste Möbel verkaufen, um die teure Spezialnahrung finanzieren zu können. Behördengänge, um die nötigen Schritte zur amtlichen Hilfe einzuleiten, konnte er nicht mehr bewältigen. Doch allein war er nicht.

"Das Ziel der Initiative ist, solchen Menschen bei der Bewältigung der Behördengänge zu helfen", erklärt Theo Werner vom Vorstand des Förderkreises. "Kommen dann noch finanzielle Probleme hinzu, dehnt sich diese Unterstützung aus."

Angesprochen sind Menschen, die bei Behördengängen schnell den Überblick verlieren oder gar Angst vor dem Weg aufs Amt haben. "Wir hatten zusätzlich den Eindruck, dass Armin S. eher Gehör geschenkt worden wäre, wenn er es verstanden hätte, sich richtig durchzusetzen", bedauert Werner. Für diesen Fall begleiten Mitglieder der Initiative Hilfsbedürftige bei Behördengängen.

Im Fall von Armin S. wurde sogar noch sehr viel mehr getan. Werner: "Viele Leute haben dabei geholfen, die Wohnung, die eine Baustelle war, zu renovieren, Möbel zu kaufen und die Räume neu einzurichten."

Sogar eine Schwester, zu der der Schwerkranke wegen eines Auslandsaufenthalts keinen Kontakt mehr hatte, wurde in Mettmann ausfindig gemacht. "Natürlich können wir die soziale Not in Kaarst nicht beenden", erklärt Rademacher. "Aber wenn wir die Menschen dazu sensibilisieren können, an ihren Nachbarn nicht achtlos vorbeizugehen, ist schon viel geholfen."

Die Initiative "Keiner lebt für sich allein" ist trotz aller Bescheiden der Agierenden durchaus in der Lage, viel zu bewegen. Doch etwas können die Mitglieder nicht: das Fortschreiten einer Krankheit aufhalten. Vor wenigen Tagen ist Armin Schürmann seiner schweren Krankheit erlegen. "Er hat bis zuletzt gekämpft und versucht, die Krankheit von sich fern zu halten", sagt Rademacher leise.

Der Förderkreis Holzbüttgen und die angeschlossene Initiative "Keiner lebt für sich allein" ist auf Spenden angewiesen.

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