Kaarst: „Der Einsatz sollte abschrecken“

Am Dienstag war ein Schüler im Unterricht verhaftet worden. Der 14-Jährige soll Mitschüler mehrfach bedroht haben.

Kaarst. Kamerateams belagerten am Mittwoch die Elisabeth-Selbert-Realschule an der Hubertusstraße in Büttgen. Manche Schüler trauten sich nicht, das Schulgelände zu verlassen, weil sie keine Interviews geben wollten. Das Vorgehen der Polizei am Dienstag, einen 14-jährigen Neusser aus einer Schulklasse zu holen und festzunehmen, sorgt für Aufsehen.

War der Einsatz der Beamten an der Schule übertrieben? "So eine Maßnahme ist sicherlich nicht alltäglich. Es war aber eine mit der Schule abgestimmte Aktion", erläutert Polizeisprecher Hans-Willi Arnold. Dem Jugendlichen wird laut Staatsanwaltschaft schwerer Raub, Erpressung sowie Körperverletzung vorgeworfen. So soll er einen 13-Jährigen mit einem Messer bedroht haben. "Wegen der weiteren Androhung von Gewalt bestand Verdunkelungsgefahr, das heißt, dass auf das Opfer Einfluss genommen und die Tat verheimlicht wird. Und weil der Straftatbestand der Erpressung an den Schulen um sich greift, sollte der Polizeieinsatz auf die Schüler abschreckend wirken", sagt Johannes Mocken, Sprecher der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft.

Das hat der Einsatz zweifellos, wie die Leiterin der Elisabeth-Selbert-Realschule, Ines Hartmann, bestätigt. "Die Schüler waren ganz schön geschockt. Aber ihnen muss klar werden, dass sie im Alter von 14 Jahren Verantwortung für ihr Handeln übernehmen müssen", erläutert sie. Erzieher nennen das "konfrontative Pädagogik". "Viele Schüler lernen heute nicht mehr, dass es Regeln und Strukturen gibt, die Konsequenzen nach sich ziehen können. Deshalb war der Polizeieinsatz vollkommen in Ordnung", findet auch Uschi Baum, Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses (CDU) und des Fördervereins der Schule.

Der 14-jährige Neusser ist bei der Polizei kein Unbekannter. Laut Staatsanwaltschaft wartet auf ihn auch eine Anklage wegen Diebstahls. "In unserer Schule hingegen war er stets unauffällig und eher ruhig. Er hat allerdings häufig im Unterricht gefehlt. Einmal hat er als Entschuldigung eine Vorladung zum Gericht vorgelegt. Aber er hätte ja auch als Zeuge geladen sein können", berichtet die Schulleiterin.

Viele Gespräche habe sie mit dem Jungen geführt. "Wir wussten ja, dass er aus einem zerrütteten Elternhaus stammt." Der beschuldigte Schüler, der laut Polizei gestanden hat, war von der Realschule Halestraße in Kaarst wegen ähnlicher Delikte verwiesen worden. "Wir wollten ihn erst nicht aufnehmen, mussten aber, weil er uns von der Bezirksregierung zugewiesen wurde. Daraufhin haben wir an der Schule versucht, ihm eine zweite Chance zu geben", erklärt die Schulleiterin. Die hat er nicht genutzt.

Am Montag hatte sich ihr das 13-jährige Opfer nämlich offenbart. "Wir sind dann zur Polizei. Ich hatte aber keine Ahnung, dass das Opfer wohl schon eineinhalb Jahre bedroht wurde. Ich dachte, es sei ein einmaliges Ereignis gewesen", sagt Hartmann.

Der 14-jährige Täter sitzt in U-Haft. Er muss mit einer Schulkonferenz rechnen, die das Ziel haben wird, ihn von der Schule zu verweisen. "Wie hoch das Strafmaß vor Gericht ausfallen wird, hängt davon ab, ob der Richter zu dem Schluss kommt, dass der Täter durch Sozialisationsmängel weiterhin Straftaten von erheblichem Gewicht begehen wird", erläutert Mocken.

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