In 99 Wohnungen auf Schimmelsuche

Gutachter soll einen Sanierungsplan für wasserdurchlässige Fassaden erstellen.

Neuss. Ein Schimmelsachverständiger geht mit einem Temperaturmessgerät durch die Wohnungen des Komplexes Am Stadtarchiv 2-22. Er arbeitet für den Neusser Bauverein und sucht Schimmel. Warum? Eine Familie, die in der Anlage wohnt, hatte sich über Schimmelpilzbefall beschwert. Allerdings nicht beim Vermieter, dem Neusser Bauverein. Sie wandte sich an die Medien. „Wir sind aus allen Wolken gefallen, als wir das gehört haben“, sagt der TÜV-Sachverständige für Schimmelpilzerkennung, Jörg Albertz.

Aufgrund der Vermutung, überall im Haus gebe es Schimmel, untersuchen in dieser Woche Sachverständige alle 99 Wohnungen in den elf Gebäuden. „Wir sind darauf angewiesen, dass uns die Mieter über Schimmelbefall informieren“, erklärt Jörg Albertz. Das sei auch das Problem mit der Familie gewesen. „Bei uns ist keine Beschwerde eingegangen, die Familie behauptet aber, bei uns niemanden erreicht zu haben“, so Albertz. Der Schimmel sei inzwischen beseitigt, nach der Ursache wird noch gesucht. „Wir haben im Winter Probleme mit Schimmel“, sagt Albertz.

Der Pilz kann durch falsches Lüften und Heizen entstehen, allerdings auch durch bauliche Mängel hervorgerufen werden. Die Häuser wurden in den 70er Jahren gebaut.

Auch das Ehepaar Hermann hatte unter den Folgen zu leiden. Es ist bereits 1977 eingezogen und hat in jedem Zimmer starken Schimmelpilz erlebt. „Wir hatten einen Rohrbruch in der Küche, der Putz ist uns im Wohnzimmer abgefallen, und jetzt bekomme ich neue Fenster, weil es im Schlafzimmer schimmelt“, erklärt Ursula Hermann. Beschweren will sie sich aber nicht. „Da kann ja keiner was dafür. Wenn ich dem Bauverein Bescheid gebe, kümmern sie sich auch direkt“, sagt sie.

Der Bauverein erklärt die Mängel mit dem Alter der Gebäude. „Die Fassaden ziehen Feuchtigkeit, die Dächer sind nicht gedämmt. Wir wissen um die Schwierigkeit, aber wir kümmern uns auch darum“, sagt Albertz. Seit November würden die Dächer saniert. Für die Fassaden soll ein Gutachter ein Konzept entwickelt, wie diese isoliert werden könnten.

Bisher wurden vier Häuser auf Schimmel untersucht, bis auf einen kleinen Befall wurde noch nichts festgestellt. Am Mittwoch sollen die Ergebnisse für die restlichen Wohnungen vorliegen. „Ich bin zuversichtlich, dass wir weniger als neun Schimmel-Meldungen bekannt geben können“, sagt der Sachverständige.

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