Im Alu-Dreieck wird investiert

Nach Jahren des Zitterns fließen jetzt wieder Millionenbeträge, etwa in eine neue Recycling-Anlage.

Neuss. Das rheinische Aluminium-Dreieck Grevenbroich-Rheinwerk-Alunorf — neudeutsch Cluster gerufen — ist wieder sexy. Von 2009 bis 2012 stand die Rheinwerk-Hütte auf der Kippe. Jetzt wird dort wieder investiert. Gestern legte Minister Hermann Gröhe im Neusser Süden den Grundstein für eine 45 Millionen Euro teure Anlage, in der ab Ende nächsten Jahres gebrauchte Getränkedosen recycelt werden. Für Gröhe, der gestern als örtlicher Bundestagsabgeordneter gekommen war, bildete dieser „schöne Tag“ den Abschluss einer Phase, „in der wir mit den Rheinwerkern gezittert haben“.

Große Zahlen belegen den Stimmungswechsel im Rheinwerk, in dem inzwischen zwei von drei Öfen wieder angefahren sind. Hydro, ein globales Aluminium-Unternehmen, treibt seine Recyclinglinie voran. Dabei ist die gestern mit der Grundsteinlegung angeschobene Anlage für sich genommen schon ein starkes Zeichen, und dennoch ist sie nur eine Station eines Ertüchtigungsprogramms für den Aluminium-Standort Rhein-Kreis Neuss, an dem 4800 Menschen arbeiten. Im Rheinwerk kommen 40 neue Arbeitsplätze hinzu.

Zuvor waren bereits 130 Millionen Euro in die neue Produktion von Fahrzeug-Karosserieblechen in Grevenbroich investiert worden. Gestern nun die Grundsteinlegung, die Konzernvorstand Kjetil Ebbesberg als Leiter des Geschäftsfeldes Rolled Products mit der Ankündigung verband, dass Hydro mit seinem Partner Novelis weitere mehr als 80 Millionen Euro in die Kapazitätserweiterung „unseres Beteiligungswerkes Alunorf in Neuss“ steckt. Hydro-Sprecher Michael Peter Steffen ist sich sicher: „Die neue Linie wird die Wettbewerbsposition der Hydro im Markt für Getränkedosenmaterial deutlich verbessern.“

Auf einer 20 000 Quadratmeter großen Fläche in Stüttgen an der Stadtgrenze zu Dormagen wird die neue Anlage die im Werk bestehende Jahresleistung beim Recycling auf 100 000 Tonnen verdoppeln und in der Lage sein, eine große Vielfalt von Dosenschrott zu verarbeiten.

„Wir installieren weltführende Technologie zum Sortieren gebrauchter Produkte und werden so ein besserer Recycler“, sagte Ebbesberg. Die neue Anlage sei auf 50 000 Tonnen gebrauchte Getränkedosen im Jahr ausgelegt. Durch Aluminiumrecycling werden 95 Prozent der Energie eingespart, die das Erzeugen des Leichtmetalls erfordere. Es ist seit 130 Jahren auf dem Mark und rund 75 Prozent des einmal erzeugten Aluminiums befindet sich, so Werkleiter Jan Peterlic, noch im Umlauf. Mit Gröhe waren gestern Landrat Hans-Jürgen Petrauschke und Bürgermeister Herbert Napp gekommen. Ihnen dankte Peterlic für „massive Unterstützung“. Er spielte damit auf die Zitterjahre 2009 bis 2012 an, die erst endeten, als die Europäische Kommission die Kompensationszahlungen der Bundesregierung billigte, die besonders energieintensive Betrieben einen Teil der hohen Stromkosten erstatten darf.

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