Grevenbroich lässt seine armen Verstorbenen im Taunus begraben

Bestattung in Rheinland-Pfalz ist um die Hälfte billiger. Eine Beerdigung, die in Grevenbroich 3000 Euro kostet, ist in dem kleinen Ort in Rheinland-Pfalz um die Hälfte günstiger.

Grevenbroich. Wie Armengräber sehen die Ruhemöglichkeiten auf dem Friedhof des Rhein-Taunus-Krematoriums in Braubach-Dachsenhausen unweit von Koblenz nicht aus. Es gibt einen großzügig angelegten Wald- und Rasenfriedhof, Wiesen mit moderner Kunst und geschmackvoll ausgestattete Trauerhallen. In der Nähe liegt das Obere Rheintal, immerhin ein Unesco-Weltkulturerbe.

Kein Friedhof, den man auf den ersten Blick als letzte Ruhestätte mittelloser Grevenbroicher ohne Hinterbliebene in Betracht ziehen würde. Und doch hat die Stadt im Rhein-Kreis Neuss bereits 26 Verstorbene im Rhein-Taunus-Krematorium einäschern und bestatten lassen.

Der Kosten wegen. Denn eine Beerdigung, die in Grevenbroich 3000 Euro kostet, ist in dem kleinen Ort in Rheinland-Pfalz um die Hälfte günstiger. Eine Tatsache, die bei einer Kommune mit Nothaushalt deutlich ins Gewicht fällt.

Grevenbroichs Stadtsprecher Andreas Sterken kann die Aufregung um die Bestattung in fremder Erde nicht verstehen: "Als Kommune sind wir verpflichtet, einen mittellosen verstorbenen Bürger unserer Stadt zu beerdigen."

Dabei handele es sich um einen sehr geringen Prozentsatz von Menschen, die keine Hinterbliebenen haben oder deren Freunde oder Verwandte sich ausdrücklich nicht um eine Beerdigung kümmern wollen und die auch keine finanziellen Mittel für eine Bestattung hätten.

Sterken: "Als Nothaushaltsgemeinde sind wir außerdem verpflichtet, die Kosten möglichst gering zu halten." Außerdem sei diese Form der Bestattung auch in Düsseldorf üblich. "Nein, das ist bei uns nicht der Fall", dementiert Michael Zimmermann, stellvertretender Leiter des zuständigen Ordnungsamtes der Landeshauptstadt, energisch . "In Düsseldorf werden diese Verstorbenen auf Stadtgebiet der Landeshauptstadt und in Erdbestattung beigesetzt."

Es sei denn, es liege ein besonderer Wunsch vor. Auf den beruft sich auch Grevenbroichs Stadtsprecher Andreas Sterken: "Wenn natürlich ein Schriftstück des Toten vorliegt, dass er in jedem Fall in Grevenbroich bestattet werden will, richten wir uns danach."

"Wir haben keine Sonderkonditionen für Kommunen", betont Karl-Heinz Könsgen, Geschäftsführer des Rhein-Taunus-Krematoriums. Auch sei nicht bekannt, wieviele Bestattungen von Kommunen in Auftrag gegeben worden seien. "Das wird alles über die Bestatter vor Ort geregelt."

Finanznöte trieben vor vier Jahren auch die Verwaltung von Eschweiler zu Plänen, mittellose Verstorbene in den Niederlanden einzuäschern. Nach einem Aufschrei der Empörung in der Öffentlichkeit wurde das Vorhaben jedoch schnell ad acta gelegt.

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