Grevenbroich: Hanfplantage ausgehoben

In Gustorf wurden Drogenfahnder fündig: Sie entdeckten 1020 Cannabispflanzen.

Grevenbroich. Ob ihnen bei der Abnahme der Fingerabdrücke ein grüner Daumen auffiel, ist nicht bekannt. Jedenfalls vermutet die Polizei, dass ein 40 Jahre alter Mann aus Mönchengladbach für die größte Hanfplantage verantwortlich ist, die je im Rhein-Kreis Neuss gefunden wurde.

Auf zwei Etagen und auf neun Räume verteilt wurden in Gustorf 1020 Cannabispflanzen entdeckt: säuberlich auf schwarzer Folie aufgestellt, angestrahlt von Tageslichtlampen. In saftigem Grün gedeihten die etwa 50 Zentimeter großen Pflänzchen in künstlichem Wind, der über eine riesige Lüftungsanlage gesteuert wurde und für die Verteilung der Pollen zur Befruchtung sorgen sollte.

Schon auf dem Weg zur Wohnung, die sich über einer ehemaligen und ungenutzten Kneipe befindet, stapelten sich hinter dem Hauseingang des offiziell nicht bewohnten Hauses graue Säcke mit Substrat, im Treppenhaus zum zweiten Stock standen unzählige Kanister mit "Canna Zym" aus den Niederlanden, einem Bodenverbesserer speziell für Cannabispflanzen.

In der Wohnung, die der 40-Jährige angemietet hatte, zeigte sich den Ermittlern des Kriminalkommissariats 21 ein Bild, wie sie es nur selten zu sehen bekommen. "Von einer solch professionellen Anlage habe ich bisher nur in Büchern gelesen", sagt der Leiter der Ermittlungen, der Erste Kriminalhauptkommissar Wilfried Böhnke. Er ist sichtlich stolz auf sein Team.

Dicke, flexible Rohre zur Be- und Entlüftung verlaufen dicht über den Köpfen zwischen den einzelnen Zimmern, in denen die Pflanzen zu hunderten stehen. Ein Wasserbottich mit Gartenschläuchen diente der Bewässerung. Zu den eindrucksvollsten Elementen dieser Profi-Plantage gehörte aber die Stromversorgung der Tageslichtlampen. "40Stromabnehmer haben wir gezählt", berichtet Polizeisprecher Willi Arnold. Der Strom war am Zähler vorbei abgezweigt worden und über Schaltkästen auf unzählige Mehrfachsteckdosen mit Zeitschaltuhren für den Tag- und Nachtrhythmus und von dort auf die nummerierten Lampen verteilt worden.

"Über einige Zeit" hatte sich der Verdacht erhärtet, dass sich in dem von außen nicht einsehbaren Haus eine illegale Plantage befand, erzählt Böhnke. Doch längere Observationen oder gar ein Abwarten, ob sich der Verdächtige bei weiteren illegalen Handlungen zeigt, wollte man nicht riskieren, sagt Böhnke.

"Alle sechs bis acht Wochen sind diese Pflanzen erntereif und wir wollten nicht riskieren, dass die Ware auf den Markt kommt", erklärt Böhnke den schnellen Zugriff, der am Dienstagabend mit richterlichem Beschluss erfolgte. Jede Ernte ergab laut Polizei eine Menge von etwa 30 Kilogramm Marihuana mit einem Marktwert von etwa 30 000 Euro.

Während der Verdächtige dem Haftrichter vorgeführt wurde, waren diese Pflanzen allerdings schon auf dem Weg zur Verbrennung. Ob der 40-Jährige das Marihuana selbst verkaufte oder ob es Mittäter gibt, wohin die Ware ging und seit wann die Plantage existierte, das sollen nun weitere Ermittlungen zeigen.

Sicher ist, mindestens zwei Personen müssen hin und wieder oder ständig in der Wohnung übernachtet haben, denn in dem kleinsten Zimmer im zweiten Stock lagen zwei einfache Matratzen mit Bettzeug. Die Anwohner oder die Geschäfte in der Nähe sollen von dem Treiben in dem etwas abseits stehenden Haus nichts mitbekommen haben, weil die Rolläden immer geschlossen waren.

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