Grevenbroich: Bester Lkw-Fahrer gesucht

Reportage: Rückwärts einparken für Experten: Beim Fahrer-Wettbewerb sind Geschicklichkeit und Präzision gefragt.

Grevenbroich. Janet Cittrich lässt das Signalhorn ertönen. Sie hat den Sattelschlepper perfekt rückwärts eingeparkt. Um einen rechten Winkel herum musste sie den Lastwagen in eine sechs Meter breite Lücke rangieren. Den Mindestabstand von 20 Zentimetern zur Grenzmarkierung hält sie ein.

Damit hat die 33-Jährige eine Aufgabe beim Lkw-Fahrerwettbewerb auf dem Gelände des Fahrsicherheitszentrums Grevenbroich zur vollen Zufriedenheit der Inspektoren erfüllt.

Der ADAC und der Lkw-Hersteller Scania suchen den besten Brummi-Fahrer in Deutschland. Von rund 3000 Bewerbern haben sich 300 für acht Regionalentscheide qualifiziert. 36 Lkw-Fahrer aus NRW nehmen im Elsbachtal teil.

Janet Cittrich aus Reken ist dabei eine von nur zwei Frauen im Fahrerfeld, doch sie fühlt sich wohl in der Männerdomäne. Seit zwölf Jahren sitzt sie auf dem Bock. "Als Kind bin ich schon Traktor gefahren. Lkw-Fahrer war immer mein Traumberuf. Ich hab’ einfach Diesel im Blut", sagt Cittrich.

Der Parcours war ihre erste praktische Aufgabe an diesem Tag. Beim Rangieren bleibt sie locker, von Nervosität und Stress keine Spur. Auch die zwei aufgestellten Tonnen, zwischen denen sie den Sattelzug durchlenkt, touchiert sie nicht. Punktabzüge gibt es für Janet Cittrich aber beim theoretischen Teil. "Da wurden Fragen gestellt über DIN-Normen, die braucht man nicht im täglichen Leben. Da habe ich auf jeden Fall Fehler gemacht", sagt sie.

Wo die Fahrer Punktabzüge bekommen, erfahren sie erst zum Abschluss des Tages. Insgesamt sechs Themenstationen erwarten sie: Sicherheit, Fitness, Ladungssicherung, Fahrdynamik, Geschicklichkeit und wirtschaftliches Fahren. Mit so mancher Aufgabe haben die Teilnehmer wahrscheinlich nicht gerechnet - so müssen sie beispielsweise drei Mahlzeiten zusammenstellen, die nicht mehr als 2200 Kalorien haben.

Obacht ist auch beim Thema Sicherheit gefragt: In Begleitung des Polizeibeamten Carsten Heusmann wird eine Abfahrtskontrolle am Sattelzug durchgeführt. "Das Fahrzeug und der Auflieger sind mit mehreren Mängeln präpariert. Es fehlen unter anderem eine Radmutter und das Warndreieck", verrät Heusmann. Danach geht es mit einem - verkehrssicheren - Laster zu einer halbstündigen Fahrt über Land und durch Ortschaften.

Falk Blietz fährt im westfälischen Minden normalerweise einen Müllwagen. Geschicklichkeit wird bei ihm jeden Tag gefordert, denn sein Seitenlader nimmt die Abfalltonnen selbst auf und setzt sie ab. Blietz navigiert den Greifarm vom Führerhaus aus. Den Wettbewerb erlebt er in entspannter Atmosphäre. "Wir haben reichlich Standzeiten", sagt er augenzwinkernd über die vielen Pausen. Aber das sei auch gut so. "Stress haben wir bei der Arbeit schon genug."

Unter die besten Drei des Regionalwettbewerbs hat es Blietz am Ende nicht geschafft. Stattdessen haben sich Regionalsieger Hannes Timmermanns, Patrick Schildmann und Janet Cittrich als Drittplatzierte für das Finale am 24. Juli auf dem Nürburgring qualifiziert. Dem Gewinner dort winkt eine Prämie von 1000 Euro und eine Reise in die USA.

Der beste deutsche Lkw-Fahrer unter 35 Jahre qualifiziert sich außerdem für einen Europa-Wettbewerb. Hauptpreis: eine neue Sattelzugmaschine im Wert von 100.000 Euro.

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