Für einen Ovend: Neuss im Kilt

Der 82. Nüsser Ovend stand unter Schotten-Motto. Gefeiert wurde bis nach Mitternacht.

Neuss. Der Auftakt des 82. Nüsser Ovends war vielversprechend, doch schon nach dem Auftritt von Prologius Christoph Kleinau fehlte ein weiterer Redner, der spitz und originell das Neusser Stadtleben sezierte. So war es zwar ein netter, aber am Ende eben doch kein wirklich Nüsser Ovend.

Bis zum Auftritt von Herrencrême um kurz vor Zehn stimmte die närrische Dramaturgie noch. Fröhlich der Einmarsch mit der Brauchtums- und Karnevalsgruppe (BKG) der Heimatfreunde, ermunternd die Showeinlage der Dancing Girls vom TSV Norf. Die Mitglieder des Elferrats saßen als schottischer Clan in einem aufwändig gestalteten Bühnenbild. Aus der Burg grüßte Loch Nüss das närrische Publikum. Gelungen: 90 Prozent der Gäste hatten sich ans Motto "För Nüsser jilt: Am Ovend nur em Kilt" gehalten.

Andreas Struppe hatte einen Einstand nach Maß als Sitzungspräsident. Er moderierte kurz, witzig und unaufgeregt - von Premierenfieber keine Spur. Es war auch die erste Sitzung ohne Hoppeditz. Und irgendwie fehlte er in diesem Jahr doch.

Mit den Bands Röbedeuker, De Bajaasch, der Band ohne Bart (BOB) und den Rabauen schickte Programmgestalter Markus von Werden zwar bewährte Kräfte ins Rennen, doch vermisste man an diesem Abend die Könige unter den Karnevalsbands. Schade: Die Putzfrau Achnes Kasulke mit unverkennbarem Kohlenpottidiom stieg nicht in die Bütt. Sie lag im Krankenhaus, das A-cappella-Quartett De Wanderer aus Köln sprang kurzfristig ein. Die kamen zwar besser an als Herrencrême, doch eine närrische Rakete zündeten auch die Kölner nicht.

Auch wenn bis weit nach Mitternacht abgefeiert wurde, so manchem Jeck war’s zum Schluss doch einfach zu viel Musik. "Was hat das denn noch mit Neuss zu tun?" fragte ein Gast leicht vergällt, als erneut ein kölsches Lied angestimmt wurde.

Einer, der Neusser Akzente setzte, war der Prologius. Bissig und pointiert zog er bei seinem fünfjährigen Jubiläum die lebensgroßen Plakatwände von Reiner Breuer und die ewig lang hängenden Wahlplakate des SPD-Kollegen Hubert Esser durch den Kakao: "Ich hab’s gezählt so gut es ging, allein am Konrad-Adenauer-Ring: Wir seinen Schnauzbart öfter sah’n als Khomeni-Bilder der Iran." Auch dass die CDU bei der Wahl in Neuss hat Federn lassen müssen, kommentierte der Prologius. Am Ende musste auch er feststellen: "Die Stadt bleibt in der Hand eines Nappolitaners."

Das "Duo Novi" mit Bernd Ebenau und Hans Unger fand sich zum Zwiegespräch in der Bütt wieder und kam beim Publikum gut an. Zudem sorgte die Ruderpartie von Bürgermeister Herbert Napp mit Schützenkönig Joachim Goetz, seiner Frau Heidi sowie Schützenmeister Martin Flecken für Lacher. Wobei der Vorsitzende des Neusser Rudervereins freilich den Schlagmann gab. Mit dem Neusser Heimatlied klang ein langer Abend aus.

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