Frimmersdorf: Regelbetrieb endet 2017

Die Kraftwerksblöcke P und Q sollen bald nur noch für Notfälle bereit stehen.

Frimmersdorf: Regelbetrieb endet 2017
Foto: Salzburg

Grevenbroich. Ab Oktober 2017 werden die beiden letzten Blöcke des Kraftwerks Frimmersdorf der Notfall-Bereitschaft überführt. Die 300-Megawatt-Anlagen P und Q sollen noch vier Jahre lang für Stromengpässe bereit stehen, sonst aber nicht produzieren. 2021 sollen sie endgültig vom Netz genommen werden. Der Neurather Kraftwerksblock C geht voraussichtlich im Herbst 2019 in die Reserve und wird 2023 stillgelegt. Zudem werden zwei weitere Blöcke im Kraftwerk Niederaußem (E und S) ab 2018 für Notfälle bereitgehalten, 2022 sollen sie abgeschaltet werden. Die Anlagen haben eine Kapazität von insgesamt 1,5 Gigawatt.

Damit bringt RWE fünf Blöcke in die von der Bundesregierung geplante Kapazitätsreserve ein. Die im Sommer ausgehandelten Pläne sollen dazu beitragen, die nationalen Klimaziele zu erfüllen Der Essener Konzern wird damit seine Stromproduktion aus Braunkohle um 15 Prozent zurückfahren — „etwa 800 bis 1000 Arbeitsplätze“ werden wegfallen, sagte ein Konzernsprecher.

Manfred Holz, Betriebsratsvorsitzender der Kraftwerke Frimmersdorf und Neurath, geht davon aus, dass schon 2017 — wenn die Blöcke P und Q in die Notfall-Bereitschaft gehen — etwa 100 Mitarbeiter betroffen sein werden. „Das bekommen wir ohne Härten hin“, gibt er sich zuversichtlich. Ohnehin solle der gesamte Personalabbau in den nächsten Jahren sozialverträglich geregelt werden; mit der Personalplanung soll in Kürze begonnen werden, so Holz. Dabei müsse auch berücksichtigt werden, dass eine gut ausgebildete Mannschaft bereit stehen muss, falls die Blöcke künftig in Notfällen angefordert werden sollten. Wie häufig das künftig der Fall sein könnte, ist unklar. „Ich denke, dass wir sie hin und wieder in der kalten Jahreszeit bereitstellen müssen“, so Holz. Von heute auf morgen könne ein Reserve-Block jedoch nicht angefahren werden: „Dafür brauchen wir eine Vorlaufzeit von zehn bis 14 Tagen.“

Die von RWE vorgestellten Pläne bezeichnet Manfred Holz als eine „große Herausforderung, doch sie ist allemal besser als die Klimaabgabe, nach der nichts mehr gelaufen wäre“.

Der Landtagsabgeordnete Rainer Thiel (SPD) erklärte gestern, dass die Zeit bis zum Abschalten der beiden Frimmersdorfer Blöcke genutzt werden müsse, um für das Kraftwerksgelände „etwas Neues“ zu planen. „Die Fläche muss mit RWE, der Innovationsregion Rheinisches Revier, dem Land und der Stadt Grevenbroich entwickelt werden. Wir haben nun die Chance, ohne Strukturbruch den Strukturwandel anzugehen“, sagte Thiel. Bürgermeister Klaus Krützen will bereits am Montag erste Gespräche in dieser Sache führen: „Wir müssen jetzt ran an die Planung, damit wir 2021 in Frimmersdorf keine Industriebrache haben.“ Die Stadt habe bereits ihre Vorstellungen in den Wettbewerb der Innovationsregion eingebracht, er selbst habe mit SPD-Parteichef Daniel Rinkert die „Smart City“-Idee entwickelt — ein Gründerzentrum, in dem gelebt, gearbeitet, gelernt und geforscht werden soll. Darauf ließe sich aufbauen.

Für Bürgermeister Krützen wichtig: Der mit dem Bund ausgehandelte Kompromiss sichere auch die Zukunft des Tagebaus bis 2045.

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