Freie Fahrt lässt auf sich warten

Staus, Baustellen und gesperrte Straßen gehören auf Jahre zum Stadtbild. Stadt setzt auf Information.

Freie Fahrt lässt auf sich warten
Foto: woi

Neuss. Wer in Neuss motorisiert unterwegs ist, der muss viel Zeit mitbringen. Denn gesperrte Straßen, Umleitungen wegen Bauarbeiten und Staus gehören mittlerweile zum Stadtbild wie das Quirinus-Münster. Das Problem: Eine Verbesserung der Situation an Hauptknotenpunkten der Stadt ist nicht in Sicht - und das gilt nicht nur für die nächsten Monate, sondern Jahre. Beispiele für Problem-Auslöser-Großbaustellen sind an der Nordkanalallee, Hafenstraße oder im Stadionviertel zu finden. „Dabei geht es oft kaum um eine Erneuerung der Fahrbahndecke, sondern um aufwändige Kanalsanierungen“, sagt Franz Kolbecher, Leiter des Amts für Verkehrslenkung.

Man könne zwar gut einschätzen, welche Maßnahmen zeitgleich aus geführt werden können und welche sich gegenseitig ausschließen, „aber vielfach sind uns aufgrund von technischen Abhängigkeiten die Hände gebunden“, sagt Kolbecher.

Langfristig ist der nächste verkehrstechnische Brandherd schon in Sicht. Die Kanalarbeiten an der Straße An der Obererft und der Schillerstraße werden erst ab 2021 angegangen. Auch Norbert Jurczyk vom Amt für Verkehrslenkung schlägt Alarm: „Wir merken an jeder Störung, dass unser Straßennetz ausgereizt ist. Sind verkehrswichtige Knoten lahmgelegt, bringt das die Innenstadt zum Kollabieren.“

So sei die Erneuerung der Kanäle an der noch immer gesperrten Kreuzung Nordkanalallee/An der Obererft/Selikumer Straße von großer Dringlichkeit, aber auch zeitaufwändig. „Eine bessere verkehrstechnische Lösung war gar nicht möglich. Uns blieb nur, den Verkehr weiträumig umzuleiten. Dass auch eine Umleitung über die ohnehin schon hoch belastete Friedrichstraße führt, war nicht zu vermeiden“, so Jurczyk. Zahlen, die das ausgereizte Verkehrsnetz verdeutlichen: Auf 1000 Einwohner kommen in bestimmten Stadtteilen mehr als 600 Fahrzeuge. „Da entstehen die Probleme automatisch, wenn nicht Vorsorge für private Parkmöglichkeiten getroffen worden ist“, sagt Jurczyk. Doch auch die sind rar gesät.

Und trotz des Instrumentes Bewohnerparken konkurrieren Anwohner, Besucher, Kunden, Patienten und Lieferanten oftmals um den knappen Parkraum. Beim Thema Parken sprechen sich die Experten vor allem für eine Überarbeitung des Wendersplatzes aus (einziger Stellplatz in der Innenstadt mit kostenlosen Parkplätzen). Die „Anarchie zu Stoßzeiten“ sei nicht länger hinnehmbar. Schließlich hielten die Fahrer beim Warten auf freie Plätze oft verbotswidrig auf der Straße; täglich gebe es Streit um freie Plätze. Doch man habe nur begrenzt Einfluss, weil der Wendersplatz Eigentum der Stadthafen Neuss GmbH ist.

Die Verkehrs-Experten sehen auch in der eigenen Arbeit stetigen Optimierungsbedarf. „Teilweise müssen wir noch gezielter betroffene Unternehmen informieren oder die digitalen Möglichkeiten der sozialen Medien nutzen. Das alles sind nur mögliche kleine Stellschrauben“, sagen beide. Eine dieser Stellschrauben ist der sogenannte Baustellenradar: Auf der Internetseite der Stadt sollen sich die Bürger demnächst „einschalten“ und auf einem Stadtplan einzelne Straßen auswählen können.

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