Fotografien in der Alten Post: Augenblicke festhalten

Die Neusserin Stefanie Suchy zeigt bis zum 10. Juli Fotografien in der Alten Post.

Neuss. Samir aus Berlin hat die Augen geschlossen und streckt die Arme in die Luft. Auch Paul kommt aus der Hauptstadt, legt grinsend die Hände hinter seinen Kopf.

Walter aus New Orleans zeigt verblasste Familienfotos. Kofi aus Düsseldorf, Füllüp aus Amsterdam oder Gabby aus New Orleans — sie alle sind auf Fotopapier gebannt, festgehalten von Stefanie Suchy.

Die 24-jährige Neusserin hat in den vergangenen vier Jahren in Berlin, Barcelona und Amsterdam gelebt. In dieser Zeit entstanden die Fotos, die seit Sonntag in ihrer ersten Ausstellung in der Alten Post zu sehen sind. „Fensterplatz — Wenn du Realität willst, nimm den Bus“, hat sie die Werkschau betitelt. „Im Bus kann man nicht weggehen. Man sieht Dinge, die einen erfreuen, hat Kontakt mit den Menschen“, beschreibt sie ihr Faible für den Nahverkehr.

„Oft sind es nur kurze Augenblicke. Ich habe Angst, sie zu vergessen“, sagt Suchy. Also hält sie sie fest, mal mit einer digitalen Spiegelreflexkamera, lieber jedoch analog. „Ich mag das Direkte. Wenn ich unterwegs bin, fotografiere ich nur analog, mit einer 80er-Jahre-Billigknipse“, sagt sie lächelnd. „So ist viel Zufall dabei, man kann nicht alles kontrollieren. Das entspannt mich.“

Eine Ausbildung als Fotografin hat die junge Frau nicht, und geplant war der Weg hinter die Kamera ohnehin nicht. Nachdem Suchy Mode, Design und Grafik studiert hatte, war sie regelmäßig auf der Suche nach Modellen — doch passende Fotos zu finden, entpuppte sich als schwere Aufgabe.

„Also habe ich sie einfach selbst gemacht. Ich habe durch Ausprobieren gelernt. Für mich sind nicht die technischen Einzelheiten wichtig, sondern dass sich der Moment gut angefühlt hat, in dem ein Foto entstanden ist“, sagt die 24-Jährige.

Den 13-jährigen Mika hat sie zum Beispiel in Paris getroffen. „Er will Schauspieler werden und hat mich gebeten, ihn zu fotografieren. Wir haben rumgeblödelt, in gebrochenem Französisch. Dabei ist eines meiner Lieblingsfotos entstanden.“ So wie dieses hat jedes der 20 Werke eine Geschichte. „Wer fragt, dem erzähle ich sie. Auch 50 Mal“, sagt Suchy lachend.

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