Erlösung für Anwohner: Grünstraße bleibt verschont

Die Entscheidung des Landes erreicht Bürgermeister kurz vor Beginn der Veranstaltung.

Neuss. „So voll habe ich den Ratssaal in all meinen Jahren hier noch nie gesehen“, sagte Bürgermeister Herbert Napp am Donnerstag um 18 Uhr erstaunt. Vier Minuten später meinte er dann: „So schnell durfte ich noch keine Sitzung beenden.“

In diesen 240 Sekunden verkündete der Bürgermeister den entscheidenden Satz aus dem Schreiben von NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens, der das Aus für die möglichen Pläne des Landes bedeutet, in dem bisherigen Frauen-Abschiebegefängnis an der Grünstraße psychisch gestörte Gewalt- und Sexualstraftäter unterzubringen. Die letzten vorgelesenen Wörter des Stadtoberhaupts gingen unter im tosenden Jubel der über 200 Anwesenden, vereinzelt wurden sogar Tränen vergossen.

Im Brief der Ministerin steckte aber auch unverhohlene Kritik am Verhalten der Neusser. Von „voreiligen Spekulationen, Gerüchten und Vermutungen“ ist da die Rede. Die Landesregierung sei infolge der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte gezwungen gewesen, sich für eine entsprechende Übergangslösung alle schnell verfügbaren Gebäude ergebnisoffen anzusehen. „Nicht mehr und nicht weniger ist geschehen“, so die Grüne, die in diesem Zusammenhang von einer „Vorfestlegung“ spricht.

Diesen Ball griffen ihre Neusser Parteikollegen Christian Markert und Michael Klinkicht auf, und so dauerte die Versammlung dann doch noch ein bisschen länger. Sie warfen Napp Profilierungssucht vor, da er zuerst die Öffentlichkeit informiert und so unnötig Ängste geschürt hätte. Und als Markert den Anwohner-Protesten („Neusser wehrt euch!“) sogar einen faden Beigeschmack attestierte, wurden die beiden Grünen-Politiker endgültig laut ausgebuht. „Ich bin froh, dass Sie uns informiert haben“, sagte eine Mutter und Anwohnerin der Grünstraße.

Eine Zuhörern fragte bei Napp nach, ob die Stadt das Gebäude an der Grünstraße denn nicht kaufen könne, um in Zukunft selbst über dessen Nutzung bestimmen zu können. „Wir würden gerne, wissen aber nicht, ob das Land will“, so Napp.

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